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Blog von Schwester Christiana

24. September 2023

Es gibt Themen, wo Christen mit Menschen, die dem Glauben fern stehen, gut zusammenarbeiten können. Ein solches Thema ist der Naturschutz. Viele Menschen haben inzwischen ein tiefes Empfinden für die Kostbarkeit und Schönheit der Erde und sind bereit, sich für ihre Bewahrung einzusetzen. Christen sprechen in diesem Zusammenhang von Schöpfung, womit ein neuer Gedanke hinzukommt, den wir offener aussprechen sollten. Wir glauben, dass die Welt und alles, was in ihr ist (uns selbst eingeschlossen), aus Liebe entstanden ist, aus der Liebe Gottes, der wollte, dass es sei. Und dieser Gott wird die Welt bleibend in seiner Hand halten. Deshalb gibt es im Letzten keinen Grund zur Angst.

20. September 2023

Im Moment überarbeiten wir unsere Psalmenübersetzung, wobei wir uns an vorhandenen Übersetzungen orientieren, so auch an der Einheitsübersetzung von 2016. Dort wird Ps 2,12 übersetzt: „Küsst den Sohn, damit er nicht zürnt und euer Weg sich nicht verliert“, eine ganz wörtliche Übersetzung aus dem Hebräischen, die sich in evangelischen Übersetzungen durchaus findet. Bei der älteren Einheitsübersetzung hieß es dagegen, dass das Hebräische nicht verständlich sei, weshalb man übersetzte: „Küßt ihm mit Beben die Füße, damit er nicht zürnt und euer Weg nicht in den Abgrund führt“, was wir damals in ähnlicher Weise übernommen haben. „Küßt den Sohn“ klang irgendwie merkwürdig, vor allem gab es wahrscheinlich den unausgesprochenen Verdacht, so etwas könne im Alten Testament nicht stehen und würde sehr leicht einer nicht gewünschten christologischen Auslegung Vorschub leisten. Ich hoffe, dass wir diese wörtliche Übersetzung wieder in unser Psalmengebet hineinnehmen.

17. September 2023

Sonntags singen wir in der Matutin das sogenannte Siegeslied am Schilfmeer, in dem es von den Ägyptern, die die Israeliten bei ihren Auszug verfolgten, heißt: „Du strecktest deine Rechte aus, da verschlang sie die Erde“ (Ex 15,12). Diese Aussage wird von Origenes, einem Theologen, der im 3. Jh. n. Chr. lebte, für Christen gedeutet:
„Scheint dir der nicht von der Erde verschlungen zu werden, der immer nur an die Erde denkt, der an irdischen Taten festhält, der von der Erde spricht, um die Erde streitet, die Erde haben will und all seine Hoffnung auf die Erde setzt? Der nicht zum Himmel aufschaut, der nicht an die Zukunft denkt, der Gottes Gericht nicht fürchtet und seine Verheißungen nicht ersehnt, sondern nur an das Gegenwärtige denkt und sich nach dem Irdischen sehnt? Wenn du einen solchen Menschen siehst, dann sollst du sagen, dass ihn 'die Erde verschlungen hat'... Dennoch darf man nicht völlig verzweifeln. Denn es ist möglich, dass der Verschlungene zur Besinnung kommt und wieder ausgespieen wird wie Jona (vgl. Jona 2,11) (Origenes, Homilien zum Buch Exodus 6,6).
Darin sehe ich keineswegs eine Aussage über „die anderen“, sondern ich frage mich oft, ob ich mich nicht selbst viel zu sehr von der Erde verschlingen lasse...

14. September 2023

In der Eifel gibt es die sogenannte NS-Ordensburg Vogelsang, ein großes Gelände, auf dem die Nazis eine Schulungsstätte für ihre Führungsleute eingerichtet hatten und das erst seit 2016 wieder für alle offen ist. Eine beeindruckende Dauerausstellung („Bestimmung: Herrenmensch. NS-Ordensburgen zwischen Faszination und Verbrechen“) macht deutlich, wie die Nazis vorgingen. Einige Mitschwestern waren in diesem Sommer dort und erzählten, wie ähnlich manche Formen, die dort gelebt wurden, denen waren, die es früher auch bei uns gab. Sie äußerten Erleichterung, dass es nicht mehr so ist.
Ich sehe das genauso, zumal ich mich sehr intensiv mit dem Thema „Geistlicher Mißbrauch“ beschäftigt habe, aber zugleich glaube ich, dass wir in der Gegenwart durch all die Negativbeispiele aus dem Blick verlieren, welch hoher Wert Gehorsam ist. Wer meint, selbst am besten zu wissen, was gut für ihn ist, bleibt in der Enge des Eigenen und wird am Schluss auch nicht mehr auf Gott hören können.

13. September 2023

Immer wieder kommt in der Bibel der Gedanke vor, dass der Glaube etwas ist, was uns vor den anderen diskreditiert (z.B. Jer 20,7f) und damit verbunden die Mahnung, sich seines Glaubens nicht zu schämen (z.B. 2Tim 1,18). Wer glaubt, macht sich lächerlich und die Versuchung, sich Christi und seiner Worte zu schämen (vgl. Lk 9,26), sei es auch, indem man sie solange uminterpretiert, bis sie auch in den Ohren aufgeklärter Freunde unanstößig klingen, ist groß. Doch Christ kann man nicht sein, wenn man sich nicht dem Wort des Apostels Paulus aussetzt: „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken“ (Röm 12,2). Christ-Sein bedeutet Anders-Sein, das ist nie leicht.

13. September 2023

Vor einigen Tagen habe ich den Film „Laufen“ mit Anna Schudt in der Hauptrolle gesehen. Es geht um eine Frau, die den Suizid ihres Lebensgefährten bewältigen muss, zugleich aber auch um die Kraft der Freundschaft. Ein lohnender Film, der trotz der ernsten Themas nicht deprimiert, sondern Mut macht.
 (https://www.zdf.de/filme/der-fernsehfilm-der-woche/laufen-100.html