Blog von Schwester Christiana
Von allen Osterevangelien berührt mich Joh 21,1-14 am meisten:
- Jesus braucht das nicht, was ich ihm bringe. Der Satz, er habe nur unsere Hände, ist Unfug. Jesus hat auch ohne mein Zutun alles, was er will. Aber ich darf das, was ich gefangen habe, dazulegen.
- Es gibt in der Kirche die, die Jesus erkennen und die, die in den See springen. Beides sind Charismen, die gebraucht werden.
- „Keiner von den Jüngern wagte ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war.“ Das drückt sehr genau meinen Glauben aus: Ich weiß, dass es Jesus ist und trotzdem würde ich mich immer wieder gerne vergewissern.
Die Bilder aus Rom sind beeindruckend: So viele Menschen, die an der Beerdigung von Papst Franziskus teilnehmen und damit ihre Verehrung für ihn zum Ausdruck bringen. Dennoch: Ich habe keinen Sinn für Beerdigungen, denn ich glaube, dass die Verstorbenen leben. Natürlich muss man ihren Leib mit Ehrfurcht bestatten, denn er war viele Jahre Tempel des Heiligen Geistes, aber ich bin überzeugt, Papst Franziskus findet diese internationale Riesenfeier etwas übertrieben. All die vielen Politiker, die gekommen sind, um ihm „die letzte Ehre zu geben“ und jetzt ernst und betroffen auf den Altar schauen oder zum Sarg, sollten ihm lieber allerletzte und allerallerletzte usw. Ehren geben, indem sie auf seine Botschaft hören (z.B. die am Ostersonntag!) und sie befolgen.
Die Engel fragen uns Menschen am leeren Grab: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ oder auch „Warum weint ihr?“ Das sind echte Fragen, denn für Engel ist es erstaunlich, dass wir Menschen nicht wissen, dass Christus auferstanden ist. Vermutlich fragen sie dasselbe bei jedem Toten.
Vor einigen Jahren erzählte mir ein Freund von einem Priester, dem sein Arzt nach einem Herzinfarkt sagte: „Entweder sie machen so weiter wie bisher, dann sind sie in einem halben Jahr tot, oder sie reduzieren ihr Pensum auf die Hälfe, dann haben sie die Chance, noch einige Jahre zu leben.“ Der Priester arbeitete weiter wie zuvor und starb nach fünf Monaten an einem zweiten Herzinfarkt.
Ähnlich handelte Papst Franziskus: Wäre er zurückgetreten und hätte sich völlig geschont, lebte er vermutlich noch immer. Aber genau das wollte er nicht, warum auch? Er war ein gläubiger Christ und als er spürte, dass das Ziel seines Lebens nahe war, sah er überhaupt keinen Grund, gerade jetzt aufzuhören zu tun, was ihm von Christus aufgetragen war.
Auch Christen haben Angst vor dem Tod und nicht jeder Christ kann bis zuletzt tätig sein, aber wir wissen seit Ostern, dass der Tod kein dunkles Loch, sondern ein Weg ist. Deshalb müssen wir nicht alle Maßnahmen zur Verlängerung unseres Lebens ergreifen. „Longevity“ dürfen wir getrost denen überlassen, „die keine Hoffnung haben“, wir glauben, dass unser Leben ein Geschenk Gottes ist, das irgendwann von einem noch größeren Geschenk übertroffen werden wird.
„Ostern ist nicht nur eine Geschichte zum Erzählen - es ist eine Wegweisung. Es ist nicht ein Bericht von einem sehr lang vergangen Wunder; es ist der Durchbruch, in dem sich der Sinn der ganzen Geschichte entschieden hat. Wer das begreift, der kann auch heute mit ungeminderter Freude den österlichen Gruß aussprechen: „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden“ (aus: J. Ratzinger, Der österliche Mensch 110f).