Blog von Schwester Christiana
„Es geschah in jenen Tagen, dass vom Kaiser Augustus die Verordnung erging, dass auf dem ganzen Erdkreis eine Zählung vorgenommen werden sollte. Es war dies die erste Zählung, unter dem Statthalter Syriens, Quirinius“ (Lk 2,1f).
„Wer genauer hinschaut, der findet hier ein Geheimnis angedeutet: Auch Christus mußte bei der Zählung des ganzen Erdkreises mit eingeschrieben werden, um, mit allen Menschen zusammen aufgeschrieben, alle zu heiligen und, zusammen mit dem Erdkreis bei der Zählung erfasst, denselben in seine Gemeinschaft aufzunehmen. Nach dieser Zählung wollte er sie aus mit sich zusammen in das Buch der Lebenden (vgl. Offb 20,15) eintragen, damit alle, die an ihn geglaubt haben, später mit seinen Heiligen in den Himmeln verzeichnet sind“ (vgl. Lk 10,20) (Origenes, 11. Homilie zum Lukasevangelium 6).
Oft stellen wir uns Maria viel zu passiv vor. Sie sagt: „Mir geschehe nach deinem Wort“, aber das bedeutet keineswegs: „Ich wart' mal ab, was geschieht“, sondern Maria ergreift die Verkündigung mit ihrem ganzen Wesen, mit Leib und Seele. Sie hört in der Botschaft des Engels nicht nur das, was sich auf sie selbst bezieht, sondern auch dass Elisabeth im sechsten Monat schwanger ist, also vermutlich Unterstützung braucht. Und Maria macht sich sofort auf den Weg.
Gehorsam bedeutet für mich, nicht nur die großen Botschaften, die unmittelbaren Aufträge und Appelle zu hören, sondern genauso das, was nebenher gesagt wird. Die ganze Wirklichkeit als Botschaft Gottes aufnehmen und dann antworten.
Gestern ein Konzert von Jugendlichen, die bei „Jugend musiziert“ mitmachen und bei uns schon einmal üben, öffentlich zu spielen. Meinen eigenen Eltern war Musik nicht so wichtig und daher habe ich weder ein Instrument gelernt noch eine tiefere musikalische Bildung erhalten. Das bedaure ich zutiefst, weil ich überzeugt bin, dass Musik und vor allem selbst zu musizieren, Welten eröffnet, zu denen ich nur einen oberflächlichen Zugang habe. Aber letztlich ist das nur ein Spezialfall der allgemeinen Gegebenheit, dass uns allen schon von Geburt an viele Türen für immer verschlossen sind. Danken wir für die offenen.
„Theologie ist mit keiner anthropologischen Wissenschaft, sei es Psychologie, Soziologie oder Religionswissenschaft gleichzusetzen, sie empfängt deshalb von den sich historisch verändernden Formen solcher Wissenschaften keine normativen Auflagen... Die Norm für christliche Theologie ist von jeher die Offenbarung Jesu Christ vom Wesen und von der Liebe Gottes des Vaters, welche Offenbarung der Heilige Geist in der Vielfalt kirchlichen Lebens auslegt“ (H.U.v.Balthasar).
Ich halte mich für einen Menschen, der viele Meinungen und Lebensformen toleriert und immer auf Ausgleich bedacht ist. Aber heute morgen dachte ich plötzlich etwas selbstironisch: Stimmt das überhaupt, bist du nicht im Innersten deines Herzens jemand, der nur Entweder - Oder kennt? Was ich damit meine? Ich kann mir für mich selbst eigentlich nur Atheismus oder gelebtes Christentum vorstellen, all die vielen Zwischenformen dagegen nicht. Natürlich lebe auch ich oft inkonsequent, aber schon als Kind schien es mir unmöglich, an Gott zu glauben, ohne ihm alles zu geben.
Eine Großmutter erzählt begeistert von ihrer Vorfreude auf Weihnachten: „In der Familie werden Weihnachtslieder gesungen, der Baum leuchtet im Schmuck unzähliger Lichter, meine Enkelkinder strahlen und legen feierlich eine Puppe in die Krippe - das ist für mich schöner als jede Messe.“ Je nachdem, was sie mit „schön“ meint, hat sie sogar recht, die Messe kann schön gestaltet werden, aber im Kern bleibt sie immer hart und sperrig, denn es geht um das Gedächnis von Kreuz und Auferstehung - auch an Weihnachten. Ich verurteile diese Frau nicht, aber es tut mir weh, dass Menschen, die Jahrzehnte treu zum Gottesdienst gekommen sind, am Ende ihres Lebens eine Familienfeier schöner finden.