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Blog von Schwester Christiana

18. März 2024

Es gibt in den Levitikushomilien des Origenes eine interessante Stelle, an der er darüber spricht, dass man das Fleisch der Opfertiere nicht bis zum anderen Tag aufheben soll (vgl. Lev 7,15). Origenes schließt die Mahnung an, den Menschen keine aufgewärmten Predigten vorzusetzen. Er schreibt:
„Hört her, all ihr Priester des Herrn und versteht besonders aufmerksam, was da gesagt wird. Das Fleisch, das den Priestern von den Opfern zuerkannt wird, ist das Wort Gottes, welches sie in der Kirche verkünden. Dabei werden sie... ermahnt, dass sie... nichts Gestriges vortragen, nichts Altes, das dem Buchstaben folgt, erzählen, sondern mit der Gnade Gottes immer Neues vortragen und immer eine geistige Deutung finden... Überall muss das, was zum Lob Gottes gehört – das bedeutet nämlich das Dankopfer -, neu und frisch sein, damit nicht etwa, wenn du Altes in der Kirche vorträgst, deine Lippen reden und dein Geist ohne Frucht ist“ (Origenes Levitikushomilien 5,8). Ich denke, diese Mahnung gilt nicht nur Priestern, sondern allen, die das Wort Gottes verkünden, es muss jeden Tag neu gehört und bedacht werden, wenn man Konserven hervorholt, wird man seiner Aufgabe nicht gerecht.

16. März 2024

Im heutigen Evangelium hat mich der letzte Satz: „Dann gingen alle nach Hause“ (Joh 7,53), am meisten getroffen. Denn genau darin besteht die Sünde: Ich erlebe täglich Wunder, ich höre ihn sprechen, von dem gilt: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen“ (Joh 7,46), aber dann gehe ich nach Hause und finde mein Abendessen, eine ausreichende Bettruhe, das interessante Buch oder irgend etwas anderes wichtiger, als sich weiter mit diesem Jesus zu beschäftigen. Ich fürchte, das Gericht wird nicht darin bestehen, dass Gott mir irgendwelche Einzelvergehen vorhält, sondern darin, dass er mir zeigt, wie oft er mir die Chance gegeben hat, seinen Sohn wirklich zu erkennen und zu lieben, und wie oft ich an dieser Chance achtlos vorbeigegangen bin.

25. Februar 2024

Ich bin bis zum 12. März verreist - bewußt ohne Computer - und werde daher in dieser Zeit in diesem Blog nichts schreiben.

20. Februar 2024

Es gibt so viele Menschen auf der Flucht, vergessen wir sie nicht in unserem Gebet , das ist wichtiger als vieles andere. Damit meine ich nicht nur die Flüchtlinge, die in unserem Land ankommen, sondern auch die vielen Menschen, die nirgends aufgenommen werden und immer weiter fliehen müssen.
In unserem Kloster haben wir in diesem Jahr im Gästegang keinen Kreuzweg aufgehängt, sondern einen Zyklus von Fluchtbildern, die meine Vorgängerin, Luitgardis Hecker, gemalt hat. Sie schreibt dazu:
Bitte seht uns an! 
Auch wenn wir kein Ansehen mehr haben. 
Damit wir wieder sehen lernen, denn unser Blick ist erloschen. 
Wir sind
*    Tränenblind vor Schrecken
*    Versteinert vor Entsetzen
*    Vertrieben vom Heimatboden
*    Zerschlagen vom Hass
Wir sind
*    Verloren im Unbegreiflichen
*    Untergegangen im Niemehrwieder
Bitte seht uns an! 
Dann können wir wieder Zukunft sehen!Gesichter in dem uralten unbehauenem Stein in unserem Klostergarten; Gesichter in Zeitungen, Fernsehen, Internet; Gesichter aus der eigenen Fluchtgeschichte als Kind, drängten zu dieser Gestaltung. So lange es Menschen gibt, werden sie auf der Flucht sein, vor anderen Menschen, vor sich selber, vor Naturgewalten, auch vor Gott. Und doch gibt es nur einen unverlierbaren Zufluchtsort für alle: „Wir werden geborgen sein im Schatten Seiner Flügel“ (vgl. Ps 36,8; 57,2).

18. Februar 2024

„Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!“ (Gal 5,1).
Dieser Satz ist mir wichtig. Mein Maßstab ist Jesus Christus, die Heilige Schrift und die Tradition, die ich im Katechismus der Katholischen Kirche finde. Alles andere kommt hinzu und ist mehr oder weniger Ansichtssache. Sowohl die progressiven wie die konservativen Katholiken wollen mir zu viele Vorschriften machen, was ich denken und tun soll.

16. Februar 2024

Der Karneval ist vorbei und damit sind Nonnen und Mönche im Habit wieder weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. An den tollen Tagen war unsere Kleidung als Kostüm beliebt, in der Realität reagieren viele Menschen eher ablehnend. Sie sehen uns und schließen aus unserer  Kleidung, dass wir intolerant sind. Sind wir das? Im Sinn der momentan verbreiteten Definition, dass Intoleranz darin besteht, Überzeugungen zu haben, die man für wahr, d.h. für alle Menschen gültig hält, sind wir wirklich intolerant; wir sind nicht bereit A und Nicht-A gleichzeitig für richtig und gut zu halten. Aber wir sind nicht intolerant in dem Sinn, dass wir anderen Sprech- und Denkverbote auferlegen, denn wir glauben an einen Gott der Freiheit.