Blog von Schwester Christiana
Unser Leben hat nach allen Seiten Grenzen: Grenzen der Körperkraft, Grenzen der Erkenntnis, Grenzen des guten Willens. Wir sind nicht Gott! Warum aber reizt uns vor allem die Grenze der Autonomie, so dass wir jeden Gesetzesbruch als Triumph der Freiheit empfinden? Man könnte genauso gut lieben bis an die Grenze des Möglichen. Das tun die Heiligen.
Unser Leben hat nach allen Seiten Grenzen: Grenzen der Körperkraft, der Erkenntnis, der Liebesfähigkeit, der Autonomie. Wir sind nicht Gott! Warum aber reizt uns vor allem die Grenze der Autonomie, so das wir jeden Gesetzesbruch als Triumph der Freiheit empfinden? Man könnte genauso gut lieben bis an die Grenze des Möglichen. Das tun die Heiligen.
Gestern hörte ich zum ersten Mal den Ausdruck „beiger Katholizismus“. Gemeint ist ein Glaube, der kaum noch Farbe hat, sondern sich bis zur Unkenntlichkeit an die gesellschaftliche Mehrheitsmeinung anpasst. Diesem beigen Katholizismus begegne ich oft, auch bei Leuten, denen ich verbunden bin, und er macht mich ratlos und traurig. Insofern war das Symposium zur Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron in Münster, an dem ich zusammen mit einer Mitschwester teilnahm, für mich eine Quelle der Kraft. Die Vorträge, die Teilnehmer, der Preisträger selbst, sie alle strahlten Freude an der Beziehung zu Christus aus, wobei ihr Glaube nicht nur persönliche Frömmigkeit, sondern intellektuelle Brillanz, ernsthaftes Studium und einen kontemplativen Zugang zur Welt beinhaltet. Josef Pieper, Thomas von Aquin, Romano Guardini, Hans Urs von Balthasar waren dafür die Gewährsleute. „Don't dump down the faith" - der Glaube ist nicht zu ermäßigten Preisen zu haben.
Zur Zeit sehe ich, ohne depressiv zu sein, vor allem Chaos um mich her. Ich sehe eine Welt, die wüst und leer ist, von der ich aber trotzdem glaube, dass der Geistes Gottes über ihr schwebt (vgl. Gen 1,1). Kölner Hauptbahnhof um 17 Uhr.
Salz ist immer nur In kleinen Mengen vorhanden, dennoch ist es lebensnotwendig für das Ganze. Der mit diesem Wort (vgl. Mt 5,13) verbundene Anspruch ist hoch, er fordert zweierlei: Nicht fade werden und uns der Verantwortung für das Ganze (“ die Erde“) ständig bewusst zu sein.
Wann werden wir fade? Wenn wir um uns selbst kreisen und den Erhalt unserer Kleingruppe in den Mittelpunkt unserer Bemühungen stellen - wir sind dann Salz, das im Salzstreuer verklebt.
Gelesen: K. Brinkbäumer, Der Traum vom Leben. Eine afrikanische Odyssee (Frankfurt 2006).
Ein Buch über Afrika und über die Menschen, die von dort fliehen müssen, weil sie keine Perspektive haben; ein Buch, bei dem man nur weinen kann. Das Buch ist einige Jahre alt, vermutlich ist inzwischen alles noch viel schlimmer, aber wir machen die Grenzen dicht und sagen: Wir haben genug eigene Probleme. Ja, wir haben eigene Probleme, aber verglichen mit dem, was andere Menschen ertragen müssen, sind sie lächerlich klein.