Blog von Schwester Christiana
Jesus fragte seine Jünger einmal: „Worüber habt ihr gesprochen?“ (Mk 9,33). Sie konnten auf diese Frage hin nur schweigen, denn zuzugeben, was für belangloses Zeug sie gesprochen haben, wäre zu peinlich gewesen. Wenn Jesus uns diese Frage stellte, müssten wir nicht auch meistens schweigen, weil das, was wir reden - sei es innerlich oder mit anderen - nicht wirklich lohnend ist.
Er stellt uns diese Frage, immer wieder...
Noch ein Buch, das ich sehr interessant fand, diesmal kein theologisches: Aurelia Hölzer, Polarschimmer. Eine Welt aus Licht und Eis - 54 Wochen in der Antarktis.
Beschrieben wird eine Antarktisüberwinterung 2022/23, an der neun Forscher im Auftrag des Alfred-Wegener-Instituts, Bremerhaven teilnahmen. Was mich daran faszinierte? Die Autorin beschreibt ein intensives Naturerlebnis, das seine Intensität nicht zuletzt der Abwesenheit anderer Reize verdankte. Ist Kontemplation nicht immer auf Reduktion angewiesen? Und sie war verantwortlich für eine Gruppe von Menschen, die acht Monate lang, den ganzen Polarwinter hindurch, ganz auf sich angewiesen war und keine Möglichkeit des Ausweichens hatte. Auch wenn die Situation eine völlig andere ist - ich fand viele Parallelen zu einer klösterlichen Gemeinschaft wie der unsrigen.
Wohin ich auch schaue: In meinem eigenen Leben, in unserer Gemeinschaft, in der Kirche, in der Kultur, in der Wirtschaft, in der Politik... glaubhaft ist nur die Liebe. Allem anderen wird man schon sehr bald den Namen geben: „Getöse, das die Zeit verpasste“ (Jer 46,17).
„Das Wesen der Kontemplation im strengen Sinn ist es, sich selber in die Objektivität des geoffenbarten Gotteswortes zu verlieren, alle auswählenden und a priori formenden Auffassungskategorien preiszugeben, um sich von der ganzen Größe und Bedeutungsbreite des Wortes treffen zu lassen. In der eigentlichen Kontemplation muss das Wort Gottes so erklingen, wie es ist, und nicht so, wie ich es gerne hören, oder wie ich mir vorstelle, dass es für mich ist. Strenge Kontemplation ist Schule der Entpersönlichung, der Ausweitung sowohl in Gott wie in die Kirche, in die Schrift wie in die Tradition hinein. Erst die solchermaßen ins Objektive geweitete Seele wird dann aus dem Betrachteten „eine Frucht ziehen“, eine Anwendung auf sich machen, die aber mehr in der Angleichung des Ich an das Wort, als des Wortes an das Ich liegen wird“ (v. Balthasar, Therese von Lisieux 79).
Es macht mich traurig, oft geradezu verzweifelt, wenn ich erlebe, wie Menschen, die ich schätze, nach und nach den Glauben durch eine halbesoterische Weltanschauung ersetzen, die zwar immer noch viele Bestandteile christlich-biblischen Ursprungs enthält, aber insgesamt Menschenwerk, die Bibel würde sagen Götzendienst, ist. Wenn ich das vorsichtig anmerke, viel vorsichtiger, als ich es hier schreibe, gelte ich als Hardlinerin, Fundamentalistin oder zumindest einem vormodernen Glauben verhaftet. Ich selbst sehe mich dagegen als einen nüchternen, eher rationalen als gefühlsbetonten Menschen, der allerdings auf dem Standpunkt steht: Wenn schon Glaube, dann fundiert. Und das Fundament kann doch nicht das sein, was mir oder sonst jemand in Deutschland 2025 einleuchtet (wer sind wir denn?), sondern nur das Wort Gottes und der Glaube der Kirche, egal wie hart, unverständlich und zeitgeistfern beides ist.
Buchtipp:
R. Brandscheidt (Hrsg.), Das Ende, das ein Anfang war. Der Leidensweg Jesu und seine Auferstehung in der Passionserzählung des Evangelisten Markus.
Ein sehr lesenswertes Buch vor allem für die Zeit vor Ostern! Gefallen hat mir die Kombination aus seriöser wissenschaftlicher Exegese, gut verständlicher Sprache und begeistertem Glauben.