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Blog von Schwester Christiana

13. September 2023

Sehr oft findet man das Phänomen, dass Menschen, die schon jahrelang mit ihrem Partner zusammengelebt haben, heiraten und nach wenigen Wochen oder Monaten feststellen: Das geht gar nicht, so kann ich nicht leben. Dasselbe gibt es im Kloster: Jemand kennt eine Gemeinschaft gut, hat schon länger mitgelebt, bekommt  aber kurz nach dem Eintritt de Panik und will nur noch weg. So verschieden die Gründe im Einzelnen sein mögen, gemeinsam scheint mir zu sein, dass es für Menschen heute schwer ist, sich selbst als Teil einer Gemeinschaft zu sehen, sei es einer Ehe oder einer anderen Gemeinschaft, das vorherrschende Gefühl ist: Ich bin gefangen, ich bin nicht mehr ich, ich will weg. Selbst im Beruf wollen sich viele nicht mehr binden, weder an den Beruf selbst und schon gar nicht an einen Arbeitgeber.
Auf der einen Seite finde ich es gut und richtig, dass Menschen nicht Jahrzehnte im falschen Leben bleiben, auf der anderen Seite erlebe ich auch, dass nur diejenigen auf Dauer glücklich sind, denen es gelingt, ihr Leben zu einer Einheit zu formen.

13. September 2023

Regelmäßige Ferien sind eine Einrichtungen in unserem Kloster, die ich nur halb akzeptiere und im Grunde für unmonastisch halte. Ich glaube,  Mönche des Antike und des Mittelalters würden sehr verständnislos auf Nonnen im Urlaub schauen. Warum ich als Äbtissin nichts tue, um etwas zu ändern, was ich für problematisch halte? Ich antworte mit den Worten, die der heilige Benedikt in Bezug auf den Weingenuss schreibt: „Zwar lesen wir, Wein passe überhaupt nicht für Mönche. Aber weil sich die Mönche heutzutage davon nicht überzeugen lassen, sollten wir uns wenigstens darauf einigen, nicht bis zum Übermaß zu trinken, sondern weniger.“ - Menschen heutzutage lassen sich nicht davon überzeugen, dass Urlaub kein Menschenrecht ist. Ich glaube im Übrigen durchaus, dass wir in Mariendonk die Erholung nötig haben. Der Fehler liegt meines Erachtens früher, er liegt darin, dass die moderne Gesellschaft uns auch im Kloster kaum noch erlaubt, ein wirklich ausgewogenes Leben zu führen.

13. September 2023

Morgen beginnen unsere Klosterferien. Ich freue mich auf die freie Zeit und werde viel Lesen, Wandern und Rad fahren. Weitere Touren werde ich nicht unternehmen, die im Auto oder Zug verbrachte Zeit kommt mir sinnlos vertan vor, wenn es keinen ganz dringenden Grund gibt, irgendwohin zu fahren. Ich kann aber gut akzeptieren, wenn viele Mitschwestern das anders sehen.

13. September 2023

Aufnahme Mariens in den Himmel. „Das kann doch kein denkender Mensch für wahrscheinlich halten", sagen die vernünftigen Leute. „Nein“, antworte ich, „wahrscheinlich finde ich das auch nicht. Wahrscheinlich finde ich, dass alle Toten in ihren Gräbern vermodern, inklusive Jesus und Maria.“ „Genau, und was soll dann so ein Fest?“
„Wir feiern, dass Gott gehandelt hat, er, der Schöpfer des Himmels und der Erde. Rein menschlich gesehen, ist die Aufnahme Mariens in den Himmel nicht unwahrscheinlich, sondern unmöglich, aber ich glaube an den, der unsere Plausibilitäten übersteigt und in seiner Liebe Wunder wirkt, die wir nicht wagen uns auch nur vorzustellen.“

13. September 2023

Gestern hatten wir 120 Pilger einer Krefelder Gemeinde bei uns zu Gast. Wir haben miteinander gegessen, getrunken, geredet, gebetet, den Glauben geteilt... Am Ende wurde uns für unsere Gastfreundschaft überschwänglich gedankt. Doch ich bin nicht sicher, wer mehr Grund zur Dankbarkeit hatte, die Pilger oder wir Schwestern. Auch für uns war es ein Geschenk, eine so lebendige Gemeinde zu erleben, Kinder, Jugendlich, junge Erwachsene, Familien, ältere Menschen - und alle freuten sich als Christinnen und Christen beisammen zu sein.
Wir Nonnen leben in keiner Gemeinde aktiv mit und hören oft Klagen über den Rückgang des praktizierten Christentums und lesen die Unkenrufe auf katholisch.de. Hier durften wir mal die andere Seite erleben. Danke!

13. September 2023

Aus dem Roman von Manzoni, Die Verlobten:
„Mit den Gedanken hielt es Donna Praxedia, wie man es mit Freunden halten soll; sie hatte deren wenige, aber den weniger war sie sehr zugetan. Unter den wenigen gab es zum Unglück viele verdrehte und diese waren ihr gerade die liebsten.“
„Ihr ganzes Trachten ging dahin, den Willen des Himmels zu fördern, nur beging sie immer den Fehler, ihr Gehirn mit dem Himmel zu verwechseln.“