Blog von Äbtissin Christiana Reemts
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Gottes Handeln in der Welt bleibt undeutbar. Ob ein einzelnes Ereignis Lohn oder Strafe, Heil oder Unheil ist, wer kann es sagen? Außerdem: Ist Strafe nicht auch Heil, Heil auf einer tieferen Ebene als alle sogenannten Gebetserhörungen?
Es kann sein, dass ich bete und es trifft ein, um was ich gebetet habe. Ich interpretiere das als Erhörung und ich danke Gott. Im Fortgang der Zeit erlebe ich enttäuscht, dass das vermeintliche Glück keines war. Das führt in eine Krise und auch dann muss ich antworten, denn alles kommt von ihm.
Es kann sein, dass ich bete und es trifft ein, um was ich gebetet habe. Ich interpretiere das als Erhörung und ich danke Gott. Im Fortgang der Zeit erlebe ich enttäuscht, dass das vermeintliche Glück keines war. Das führt in eine Krise und auch dann muss ich antworten, denn alles kommt von ihm.
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Neulich sagte mir mein Doktorvater (ehemals Professor für Alte Kirchengeschichte) in Bezug auf die Auseinandersetzungen in unserer Kirche: "Zum Glück geht es heutzutage nur um Ethik und Anthropologie und nicht wie in der Antike um Christologie und Trinität, was ja für unseren Glauben viel existentieller wäre. Ich habe zugestimmt, obwohl ich nicht wirklich überzeugt war, denn das Menschenbild ist gerade für den biblischen Glauben sehr wichtig. Aber davon abgesehen glaube ich nicht, dass wir Christen nur Probleme mit der Sexualmoral und der Organisation der Kirche haben, uns in allem anderen aber einig sind. Ein Gesprächsprozess zu Themen wie Trinität, Gottessohnschaft oder Eucharistie würde mit Sicherheit keine Einheit im Glauben zeigen, sondern die tiefen Gräben eher noch deutlicher machen.
Bei Hans Urs von Balthasar las ich in einem Text aus dem Jahr 1971: „Die Hierarchie der Probleme zu wahren, ist gerade jetzt entscheidend wichtig. Die Verworrenheit der nachkonziliaren Lage kommt zu einem großen Teil daher, dass das letzte Konzil die primären Fragen - die „Dogmen“ der Trinität und der Christologie, sowie der aus der Christologie innerlich erfließenden Ekklesiologie - meinte auf sich beruhen lassen und sogleich mit den abgeleiteten „pastoralen“ Fragen einsetzen zu können. So etwas mag in vielen weltlichen Bereichen möglich sein, im christlichen ist es das nicht; denn hier ist der Fluss von der Quelle unablösbar. Und alles Beta kannn nur im Licht des Alpha geklärt werden. Es selbst setzt sich allem voraus, aber wir dürfen es nie als die hinter uns liegende Voraussetzung zurücklassen. Setzen wir es als bekannt voraus, sind wir gleich gestraft: mit der babylonischen Sprachverwirrung, die das allgemein Bekannte nicht mehr sagen kann. So bleibt das gemeinsame Werk, dialogisch begonnen, liegen und jeder zieht, vereinzelt, seiner Wege." Vermutlich würde von Balthasar heute Ähnliches schreiben.
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„Herr, mach, dass ich unrecht habe.“ Das ist ein Gebet, das mir oft unwillkürlich über die Lippen kommt. Manchmal muss ich fast darüber lachen, denn es ist schon etwas schräg, so zu beten. Aber ich will gar nicht recht haben, viel lieber möchte ich, dass meine Befürchtungen sich als gegenstandslos erweisen, dass ich als notorische Pessimistin und Schwarzseherin dastehe und alles gut wird. Das gilt, wenn ich Angst um andere Menschen habe, aber auch in meiner Sorge um den Weg unserer Kirche.
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Den anderen ihre Fremdheit verzeihen. Den Mitschwestern, aber auch Freunden und Verwandten. Damit leben, die vollkommene Liebe zu vermissen. Nur Gott kann sie geben.
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Christus ist das Wort, der Sinn von allem. Jede wirkliche Erkenntnis verbindet mit ihm, jeder falsche Gedanke, nicht nur in Bezug auf Gott, sondern auch in Bezug auf die geschaffenen Dinge, führt in die Häresie (Thomas von Aquin). Immer neu die Frage: Wozu lese ich? Öffnen ich mich? Will ich nur bestätigt bekommen, was ich sowieso schon meine? Oder bin ich bereit, mich umwerfen zu lassen?
All diese Fragen gelten auch in Bezug auf die Bibel. Was lese ich nicht oder nicht gerne? Wo höre ich nicht zu? Hier gilt die Anfrage von Karl Kraus noch dringender als bei anderer Literatur: Woher nehme ich die Zeit, so viel nicht zu lesen?
All diese Fragen gelten auch in Bezug auf die Bibel. Was lese ich nicht oder nicht gerne? Wo höre ich nicht zu? Hier gilt die Anfrage von Karl Kraus noch dringender als bei anderer Literatur: Woher nehme ich die Zeit, so viel nicht zu lesen?