Blog von Schwester Christiana
„Ostern ist nicht nur eine Geschichte zum Erzählen - es ist eine Wegweisung. Es ist nicht ein Bericht von einem sehr lang vergangen Wunder; es ist der Durchbruch, in dem sich der Sinn der ganzen Geschichte entschieden hat. Wer das begreift, der kann auch heute mit ungeminderter Freude den österlichen Gruß aussprechen: „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden“ (aus: J. Ratzinger, Der österliche Mensch 110f).
Karsamstag / Osternacht
In der Tradition der Kirche wird das Hohelied als Gespräch zwischen Christus und der Kirche bzw. zwischen Christus und der Seele gesehen. Christus sagt bei der Auferstehung zu jedem von uns:
„Steh auf, komm, ich habe dir einen Weg geschaffen und die Netze zerrissen, so komm zu mir, meine Schöne, meine Taube. Ich habe für dich die Wut der Stürme ertragen, ich habe die Fluten, die für dich bestimmt waren, auf mich genommen. Ich bin von den Toten auferstanden und habe die Pforten des Todes zerbrochen und die Fesseln der Unterwelt gelöst. Daher sage ich dir: 'Steh auf, komm, meine Schöne, meine Taube, denn der Winter ist vorüber, der Regen vorbei, die Blumen sind auf der Erde zu sehen' (Hld 2,10-12). Von den Toten auferstanden habe ich, indem ich den Sturm beschwichtigte, die Ruhe wiederhergestellt und weil ich im Fleisch aus der Jungfrau und dem Willen des Vaters geboren wurde und in Weisheit und Alter voranschritt, sind die Blumen auf Erden zu sehen“ (Aus der 2. Predigt des Origenes zum Hohenlied, gekürzt).
Karfreitag
Jesus zwingt die Machthaber seiner Zeit sich zu entscheiden: „Entweder ist falsch, was ich sage, dann weist es nach. Oder es ist richtig, warum stimmt ihr mir dann nicht zu, sondern verfolgt mich?“ Doch damals wie heute geht es den Mächtigen nicht um Wahrheit, sondern um ihr eigenes Ansehen. Wahrheit? Was ist schon Wahrheit?
Doch es ist leicht, die Sünden anderer zu verurteilen, wie oft habe ich selbst nicht wirklich gefragt, was wahr und gut ist, sondern meine Zustimmung davon abhängig gemacht, wer eine Meinung äußerte.
Gründonnerstag
„Es war vor dem Paschafest. Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen liebte, die in der Welt waren, liebte er sie bis zur Vollendung“ (Joh 13,1).
Dazu schreibt Augustinus: „Pascha ist nicht, wie einige meinen, ein griechisches Wort, sondern ein hebräisches. Doch man kann hier eine Übereinstimmung beider Sprachen entdecken, die in diesem Fall sehr passend ist. Das lateinische Wort für Leiden pati, heißt im Griechischen paschein, und von daher nahm man an, dass das Wort Pascha von eben diesem griechischen Wort für Leiden kommt und hat es im Sinn von Passion verstanden. In seinem Ursprung aber bedeutet Pascha so viel wie Übergang oder Durchgang. Das Volk Gottes feierte deshalb zum ersten Mal das Paschafest, als es auf der Flucht aus Ägypten durch das Rote Meer zog. Das war ein prophetisches Vorausbild für jenes Ereignis, das jetzt in Erfüllung gegangen ist: Christus wird wie ein Schaf zur Schlachtung geführt, und durch sein Blut werden wir befreit, wenn unsere Türpfosten damit besprengt, das heißt wenn sein Kreuzzeichen auf unsere Stirn gemacht wird. Wir werden befreit vom Verderben dieser Welt wie von der ägyptischen Knechtschaft und vollziehen den heilsamen Übergang, indem wir vom Teufel zu Christus und von dieser unbeständigen Welt zu seinem unvergänglichen Reich hinübergehen“ (gekürzt).
Zur Zeit lebt ein 45jähriger syrischer Familienvater bei uns, der in Syrien Bauer war, dann aber mit seiner Frau und drei Kindern in den Irak fliehen musste und dort in einem Flüchtlingslager unterkam. Irgendwann hat er sich nach Deutschland aufgemacht, während die Familie unter mehr als prekären Umständen im Irak zurückblieb. Er kam in der Hoffnung, seine Familie finanziell unterstützen oder sie sogar holen zu können, damit seine Kinder endlich eine Chance haben. Er versteht nicht, dass er nicht arbeiten und für die Familie Geld verdienen darf. Ich spüre, dass dieser Mann Tag und Nacht an seine Familie denkt, ihn zu sehen, tut mir in der Seele weh und ich frage mich, womit ich es verdient habe, in so großen Wohlstand zu leben. Ich verstehe gut, dass viele Menschen nicht immer mehr Migranten im unserem Land wollen, aber jeder einzelne Migrant ist ein Mensch, der ums Überleben kämpft und dasselbe Recht auf ein menschenwürdiges Leben hat wie wir.