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Blog von Schwester Christiana

03. Juni 2025

Manchmal bin ich in der Versuchung, schlechte Nachrichten auszublenden, nichts mehr hören zu wollen. Aber darf ich das, vor allem wenn es meinen Geschwistern im Glauben geschieht? 
Ein Massaker in Nigeria: Ein achtjähriger Junge muss zusehen, wie seine gesamte Familie brutal ermordet wird, ihm soll mit einer Machete der Kopf abgeschlagen werden, aber der Schlag ist nicht kräftig genug, er überlebt, wenn auch mit wahnsinnigen Schmerzen. Herr, wie kannst du das zulassen? Ich weiß, die Frage ist nicht originell, aber wir dürfen und müssen sie stellen. Ich nehme sie mit ins Gebet und sie weitet sich aus: Herr, wie kannst du zulassen, dass Menschen so grausam sind, so Furchtbares tun? Haben Terroristen, die ganze Dörfer massakrieren, ein schlechter Gewissen? Oder können sie ruhig und zufrieden schlafen? Ich wünsche und bete, dass ersteres der Fall ist, ja ich bete, dass ihr Gewissen ihnen keine Ruhe lässt. Entsetzlich ist es, wenn Menschen das Böse, das sie tun, nicht mehr als böse empfinden. Herr, wie kannst du zulassen, dass Menschen, die du nach deinem Bild geschaffen hast, dieses Bild so sehr pervertieren?

01. Juni 2025

„Wahrheit ist Unverborgenheit des Seins, und diese fordert zu ihrem vollen Begriff ein Jemand, dem sie unverborgen ist. Dieser Jemand ist Gott und kann nur Gott sein, denn keinem endlichen Subjekt kann alles weltliche Sein offenbar sein. Weil es Gott enthüllt ist, darum kann es auch anderen Subjekten enthüllt sein, ohne dass es aktuell von ihnen erkannt zu werden brauchte. Es hat seine objektive Wahrheit kraft seiner Unverborgenheit vor dem ewigen Subjekt“ (H.U.v. Balthasar, Theologik I, 308f).

30. Mai 2025

„Ein Seiendes, das von Gott nicht erkannt wäre, könnte auch von keinem endlichen Subjekt erkannt werden, letztlich darum, weil es als Seiendes gar nicht existieren würde... Die Erkennbarkeit des Objekts rührt von seiner Erkanntheit durch Gott her und seine volle Wahrheit ist nur Gott bekannt“  (H.U.v. Balthasar, Theologik I, 51).

28. Mai 2025

Wieder einmal bei Hans Urs von Balthasar gelandet, daher in den nächsten Tagen einige für mich wichtige Texte.
„Rezeptivität bedeutet Ansprechbarkeit durch fremdes Sein, offen stehen für etwas anderes als den eigenen subjektiven Innenraum, Fenster haben für alles, was seiend und wahr ist. Rezeptivität besagt die Macht und die Möglichkeit, im eigenen Haus Fremdes zu empfangen und gleichsam zu bewirten. Je vollkommener also ein Wesen sich selbst besitzt, je freier es demnach ist, um so aufgeschlossener, umso rezeptiver ist es auch für alles, was es umgibt... Rezeptivität besagt aber nicht nur die Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Seienden, sondern ausdrücklich auch die Fähigkeit, sich von diesem Seienden mit dessen eigener Wahrheit beschenken zu lassen. Die Fähigkeit, Wahrheit zu bekommen, gehört zu den höchsten Werten des Daseins. Nichts geht über die Freude des Austauschs und der gegenseitigen Mitteilung“ (H.U.v. Balthasar, Theologik I, 36f).

26. Mai 2025

Statistiken erklären uns, wie die Welt denkt (nur noch x% der Katholiken wissen, was an Ostern gefeiert wird...) oder was wir tun sollten (jedes Glas Wein verkürzt das Leben um y Minuten). Mag alles sein..., aber Statistiken sagen über den Einzelfall gar nichts aus und werden zum Götzendienst, wenn wir als Gesellschaft unser Verhalten nach ihnen ausrichten. Letztlich zählt nur die Realität im Jetzt.
Schauen wir in die Bibel, so ist das einzig Statistikähnliche, das in ihr vorkommt, eine Volkszählung, die David vornahm, um sich über die Zahl seiner wehrfähigen Männer einen Überblick zu verschaffen. Diese Volkszählung wird von Gott streng bestraft, weil sie der Versuch ist, auf etwas anderes zu vertrauen als auf Gott.

24. Mai 2025

Wir empfinden den eigenen Einsatz und die eigene Anstrengung unmittelbar, das, was die anderen tun, sehen wir im Ergebnis, aber die Anstrengung und Müdigkeit der anderen empfinden wir nicht so wie unsere eigene. Das führt leicht zu dem Gefühl, dass die anderen weniger tun, ja mich ausnutzen. Ich erlebe das im Kloster, aber es kommt auch in Ehen vor, in beruflichen Zusammenhängen, in Vereinen und Gruppierungen aller Art und es kann das Zusammenleben schnell vergiften. Grundlage dieses Gefühls ist der Vergleich verbunden mit der unreflektierten Überzeugung, gerecht hieße, dass alle das Gleiche erhalten bzw. dass von alles gleich viel zu verlangen ist. Aber das stimmt nicht, wirklich gerecht würde es in unserer Welt zugehen, wenn niemand sich vorenthält, sondern alle alles geben und im übrigen auf das Urteil Gottes vertrauen.