Blog von Schwester Christiana
Die Engel fragen uns Menschen am leeren Grab: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ oder auch „Warum weint ihr?“ Das sind echte Fragen, denn für Engel ist es erstaunlich, dass wir Menschen nicht wissen, dass Christus auferstanden ist. Vermutlich fragen sie dasselbe bei jedem Toten.
Vor einigen Jahren erzählte mir ein Freund von einem Priester, dem sein Arzt nach einem Herzinfarkt sagte: „Entweder sie machen so weiter wie bisher, dann sind sie in einem halben Jahr tot, oder sie reduzieren ihr Pensum auf die Hälfe, dann haben sie die Chance, noch einige Jahre zu leben.“ Der Priester arbeitete weiter wie zuvor und starb nach fünf Monaten an einem zweiten Herzinfarkt.
Ähnlich handelte Papst Franziskus: Wäre er zurückgetreten und hätte sich völlig geschont, lebte er vermutlich noch immer. Aber genau das wollte er nicht, warum auch? Er war ein gläubiger Christ und als er spürte, dass das Ziel seines Lebens nahe war, sah er überhaupt keinen Grund, gerade jetzt aufzuhören zu tun, was ihm von Christus aufgetragen war.
Auch Christen haben Angst vor dem Tod und nicht jeder Christ kann bis zuletzt tätig sein, aber wir wissen seit Ostern, dass der Tod kein dunkles Loch, sondern ein Weg ist. Deshalb müssen wir nicht alle Maßnahmen zur Verlängerung unseres Lebens ergreifen. „Longevity“ dürfen wir getrost denen überlassen, „die keine Hoffnung haben“, wir glauben, dass unser Leben ein Geschenk Gottes ist, das irgendwann von einem noch größeren Geschenk übertroffen werden wird.
„Ostern ist nicht nur eine Geschichte zum Erzählen - es ist eine Wegweisung. Es ist nicht ein Bericht von einem sehr lang vergangen Wunder; es ist der Durchbruch, in dem sich der Sinn der ganzen Geschichte entschieden hat. Wer das begreift, der kann auch heute mit ungeminderter Freude den österlichen Gruß aussprechen: „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaft auferstanden“ (aus: J. Ratzinger, Der österliche Mensch 110f).
Karsamstag / Osternacht
In der Tradition der Kirche wird das Hohelied als Gespräch zwischen Christus und der Kirche bzw. zwischen Christus und der Seele gesehen. Christus sagt bei der Auferstehung zu jedem von uns:
„Steh auf, komm, ich habe dir einen Weg geschaffen und die Netze zerrissen, so komm zu mir, meine Schöne, meine Taube. Ich habe für dich die Wut der Stürme ertragen, ich habe die Fluten, die für dich bestimmt waren, auf mich genommen. Ich bin von den Toten auferstanden und habe die Pforten des Todes zerbrochen und die Fesseln der Unterwelt gelöst. Daher sage ich dir: 'Steh auf, komm, meine Schöne, meine Taube, denn der Winter ist vorüber, der Regen vorbei, die Blumen sind auf der Erde zu sehen' (Hld 2,10-12). Von den Toten auferstanden habe ich, indem ich den Sturm beschwichtigte, die Ruhe wiederhergestellt und weil ich im Fleisch aus der Jungfrau und dem Willen des Vaters geboren wurde und in Weisheit und Alter voranschritt, sind die Blumen auf Erden zu sehen“ (Aus der 2. Predigt des Origenes zum Hohenlied, gekürzt).
Karfreitag
Jesus zwingt die Machthaber seiner Zeit sich zu entscheiden: „Entweder ist falsch, was ich sage, dann weist es nach. Oder es ist richtig, warum stimmt ihr mir dann nicht zu, sondern verfolgt mich?“ Doch damals wie heute geht es den Mächtigen nicht um Wahrheit, sondern um ihr eigenes Ansehen. Wahrheit? Was ist schon Wahrheit?
Doch es ist leicht, die Sünden anderer zu verurteilen, wie oft habe ich selbst nicht wirklich gefragt, was wahr und gut ist, sondern meine Zustimmung davon abhängig gemacht, wer eine Meinung äußerte.