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Blog von Schwester Christiana

11. Oktober 2025

Heute hatte ich eine Gruppe, die mich beeindruckte: Ältere Menschen, Männer und Frauen, die sich aus dem Glauben heraus in Kirche und Gesellschaft einsetzen. Alle sind längst in Rente, die meisten über 80, aber sie sehen, dass es viele Dinge gibt, die niemand macht, Not, für die sich niemand verantwortlich fühlt. Diese Menschen kümmern sich um andere, soweit es  ihre eigenen Kräfte zulassen. Warum? Weil Jesus den Auftrag gegeben hat, den anderen zu dienen. Sie helfen dem Mann, der seine demente Frau pflegt und nun selbst dement wird, der Mutter, die eine Ausbildung macht und nicht weiß, wo ihr achtjähriger Sohn nach der Schule bleiben kann... jeder weiß, wie viel Not es auch in unserem reichen Land gibt. Hoffentlich macht dieses Beispiel Schule, wächst in vielen die Einsicht, dass der „Ruhestand“ nicht dazu da ist, um nichts zu tun oder um sich und seine Wehwehchen zu kreisen, sondern um frei von der verpflichtenden Berufsarbeit in neuer Weise als Christ zu leben.

10. Oktober 2025

„Was heißt das, ein Führer sein? Um zu führen, muss man den Weg wissen. Aber das ist nicht genug. Um den Weg zu führen, den man weiß, muss man auf ihm vorangehen. Ein Drittes jedoch gehört noch dazu: man muss die Schar, die man führt, wahrhaft beisammen halten. Beisammen, das ist noch etwas anderes als gemeinsam dem vordersten nachlaufen. Ein Leithammel ist kein Führer. Beisammen, das ist: einer mit dem andern vertraut, einer dem andern zugetan“ (M.Buber).

07. Oktober 2025

Jesus bei Maria und Martha (Lk 10,38-42). Sehr oft werden die beiden Frauen als verschiedene Charaktere oder verschiedene innerkirchliche Berufungen interpretiert. Doch beide sind auch in mir selbst und leider ist die Martha in mir oft sehr dominant und hält Maria davon ab, zu Füßen Jesu zu sitzen und ihm zuzuhören. Anders als in der Erzählung im Evangelium hat meine innere Maria nämlich oft das Gefühl, erst dann mit guten Gewissen an die Schriftlesung oder ins Gebet gehen zu können, wenn alles andere getan ist. Warum eigentlich? Ich weiß doch, dass Jesus das anders sieht...

06. Oktober 2025

„Wahrlich, Unglaubliches hat Gott dem Menschen verheißen. Aus sterblichen Menschen, aus Staub und Asche sollten Menschen werden, die den Engeln Gottes gleichen. Was tat Gott? Er gab den Menschen nicht nur die Schrift, damit sie glauben, sondern er setzte einen Mittler ein, nicht irgendeinen Fürsten oder irgendeinen Engel, sondern seinen einzigen Sohn! Er sollte uns zu dem Ziel führen, das er verheißen hatte. Sein Sohn sollte uns diesen Weg zeigen. Doch es war Gott zu wenig, dass sein Sohn uns nur den Weg zeigte, er machte ihn selbst zum Weg, damit du auf ihm gehen kannst, wobei er dich führt und ihn selbst geht“ (Augustinus, Zu Psalm 109).

03. Oktober 2025

Immer häufiger berufen sich autoritäre Politiker auf das Christentum und inszenieren sich als gläubige Christen. Spontan finde ich das beängstigend, ja ich fühle mich geradezu persönlich in meinem Glauben angegriffen. Doch sobald ich mich dann zu ihm, in dem dieser Glauben sein Fundament hat, zu Jesus Christus hinwende, werden solche Gefühle belanglos. Christ ist nicht, wer sich so nennt, oder wer das Christentum als ideologische Keule benutzt, um Gegner klein zu machen, sondern Christ ist, wer ihm nachfolgt, der gesagt hat: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich“ (Mt 5,3) und: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,42-45).

30. September 2025

„In den Geist der Schrift eindringen heißt, Gottes Inneres kennenlernen und sich die Meinungen Gottes über die Welt aneignen“ (Hans Urs von Balthasar).