Zum Hauptinhalt springen

Blog von Schwester Christiana

24. Mai 2025

Wir empfinden den eigenen Einsatz und die eigene Anstrengung unmittelbar, das, was die anderen tun, sehen wir im Ergebnis, aber die Anstrengung und Müdigkeit der anderen empfinden wir nicht so wie unsere eigene. Das führt leicht zu dem Gefühl, dass die anderen weniger tun, ja mich ausnutzen. Ich erlebe das im Kloster, aber es kommt auch in Ehen vor, in beruflichen Zusammenhängen, in Vereinen und Gruppierungen aller Art und es kann das Zusammenleben schnell vergiften. Grundlage dieses Gefühls ist der Vergleich verbunden mit der unreflektierten Überzeugung, gerecht hieße, dass alle das Gleiche erhalten bzw. dass von alles gleich viel zu verlangen ist. Aber das stimmt nicht, wirklich gerecht würde es in unserer Welt zugehen, wenn niemand sich vorenthält, sondern alle alles geben und im übrigen auf das Urteil Gottes vertrauen.

22. Mai 2025

Vor 1700 Jahren im Mai / Juni fand das erste große Konzil, das Konzil von Nizäa, statt, dessen Jubiläum die Kirche in diesem Jahr feiert. Was gibt es da zu „feiern“? Feiern heißt, voll Dankbarkeit und Freude auf etwas zurückschauen. Wofür danke ich? Das Gott seine Kirche immer wieder mit seinem Heiligen Geist erfüllt und sie in die ganze Wahrheit einführt. Die Kirche hat sich in Nizäa - wie eigentlich auf jedem Konzil - für die schwierigere, unpopulärere Lehre entschieden und als ihren Glaube definiert, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, kein untergeordneter zweiter Gott ist, sondern „gleichen Wesens mit dem Vater“ (griech. homoousios). Bis heute sind die meisten Christen eher Arianer und habe die vage Vorstellung, dass Jesus, wenn überhaupt göttlich, eine Art Untergott ist. Das aber ist nicht der christliche Glaube.
Zum Jubiläum von Nizäa gibt es ein römisches Dokument, in dem es heißt, dass der Begriff homoousios, „den monotheistischen Charakter des christlichen Glaubens schützen soll: In Gott gibt es keine andere Realität als die göttliche. Der Sohn und der Geist sind nichts anderes als Gott selbst und keine Zwischenwesen zwischen Gott und der Welt oder bloße Geschöpfe. Darüber hinaus bezeugt die Offenbarung an Israel den Herrn als den Einen und Einzigen, der in der Geschichte der Menschen handelnd gegenwärtig ist, sich ihr zuwendet und sich ihr mitteilt. Das Christentum versteht die Inkarnation als die unausdenkbare Fülle des Heilsplanes des Gottes Israels, der herabsteigt und inmitten seines Volkes wohnt, verwirklicht in Jesus, das heißt: in der Vereinigung des Sohnes Gottes mit einer singulären menschlichen Natur“ (1700 Jahrestag von Nizäa).
Wer mehr wissen will, ist eingeladen zu einem Vortrag, der am 4.6. bei uns stattfindet: https://www.mariendonk.de/index.php/veranstaltungen

19. Mai 2025

Heute vor zwanzig Jahren wurde ich zur Äbtissin gewählt. In der Gemeinschaft feiern wir erst im Juli meinen Weihetag, aber für mich ist heute ein Tag, an dem ich danke und zurückschaue. Ich bin dankbar, dass ich dieses Amt so lange ausüben konnte, dass ich die körperliche und geistige Kraft dazu hatte und dass es keine ganz schlimmen Katastrophen gab. Am bittersten war und ist der Verlust von Menschen: Eine Schwester, die mit 50 starb, eine andere, die austrat, eine dritte, die in ein anderes Kloster übertrat und jetzt noch einigen Jahren dort unseren Orden endgültig verlässt, auch zwei MitarbeiterInnen, von denen wir uns trennen mussten. Sie alle sind Menschen, deren Verlust schmerzt. Aber dennoch kann ich heute mit Paulus aus ganzem Herzen sagen: „Ich danke dem, der mir Kraft gegeben hat: Christus Jesus, unserem Herrn. Er hat mich für treu gehalten und in seinen Dienst genommen, obwohl ich früher ein Lästerer, Verfolger und Frevler war. Aber ich habe Erbarmen gefunden, denn ich wusste in meinem Unglauben nicht, was ich tat. Doch über alle Maßen groß war die Gnade unseres Herrn, die mir in Christus Jesus den Glauben und die Liebe schenkte“ (1Tim 1,12-14). Und wenn man mich fragt, was mir im Alltag Kraft gibt und mich mit Freude erfüllt, dann kann ich nur an meine Schwestern gerichtet sagen: „Wie kann ich Gott euretwegen genug danken für all die Freude, die mich um euretwillen vor unserem Gott erfüllt?“ (1Thess 3,9). 

16. Mai 2025

In dieser Woche beten wir in der Matutin: „Gib, Herr, wir bitten dich, deiner Kirche Frieden mit ihrer Leitung, damit wir uns freuen über die Würde und das Vorbild der Hirten und deine Gnade ihnen die rechte Klugheit und uns den echten Gehorsam verleiht.“ Das ist ein Gebet, das gut in die Tage vor der Einführung eines neuen Papstes passt. Gib uns, Herr, Frieden mit unserem neuen Papst auch dann, wenn er nicht sofort unsere Wünsche erfüllt. Vielleicht findet er weder die alte Messe noch das Frauenpriestertum das Allerdringendste, lass uns auch dann mit Ehrfurcht auf sein Wort hören und schenke uns den echten Gehorsam, der bereit ist, sich unterzuordnen. 

13. Mai 2025

Ich habe am 3.2. schon einmal über das Buch von Alexej Nawalny, Patriot. Meine Geschichte, geschrieben und dort die letzten, sehr berührenden Seiten zitiert. Das Buch ganz zu lesen, scheute ich mich, weil ich eine deprimierende Lektüre fürchtete. Inzwischen habe ich das Buch gelesen und  fand es überhaupt nicht deprimierend, sondern im Gegenteil, um es mit einem altertümlichen Wort zu sagen, aufbauend. Man begegnet in diesem Buch einem in allen Schwierigkeiten freudigen und tapferen Menschen, der nie die Hoffnung auf ein besseres Leben für sein Land verliert, und schöpft beim Lesen - ich jedenfalls - selbst Hoffnung und Mut.

11. Mai 2025

In der Hirtenrede Jesu kommt fünfmal der Gedanke vor, dass alles davon abhängt, die Stimme des Hirten, d.h. die Stimme Christi, aus dem Gewirr der vielen Stimmen, die uns auf ihre Seite ziehen wollen, herauszuhören. Noch am einfachsten ist der Umgang mit den Stimmen der „Welt“, die uns vor allem in den Medien begegnen und uns dazu bringen wollen, etwas zu kaufen oder uns irgendeiner Begeisterung oder Empörung anzuschließen. Schwieriger ist es mit den Stimmen innerhalb der Kirche, auch hier gibt es Stimmen, die nicht die Stimme des Hirten sind, sondern das Ihrige suchen. Ob einer wirklicher Hirte ist, zeigt sich daran, ob er durch Jesus zu den Schafen kommt und selbst bei Jesu bleibt. Originalität ist im Glauben kein Wert! Am allerschwierigsten ist es mit den inneren Stimmen; nicht jeder Gedanke, der mir plausibel erscheint, ist vom Heiligen Geist. Es kommt auch hier darauf an, nicht auf sich selbst zu hören, sondern auf die Stimme Christi, das Wort Gottes. Die Stimmen in unserem Inneren sind immer auch die Stimmen von Egoismus, Selbstzentriertheit und Habsucht, denen gegenüber wir nur im Wort Gottes die fremde Stimme finden, die uns korrigiert. Wichtig scheint mir die Bemerkung von Papst Benedikt, dass der christliche Glaube niemals das „Produkt unserer inneren Erfahrungen ist , sondern immer ein Ereignis, das von außen her auf uns zutritt.“