Blog von Schwester Christiana
Gelesen: Romano Guardini, Die religiöse Offenheit der Gegenwart (Ostfildern / Paderborn 2008).
„Die Entscheidung, vor welche Christus den Menschen stellt, ist zu allen Zeiten die nämliche: Ob er bereit ist, zu sehen, wer Gott ist und wer er selbst ist vor Gott; ob er sich bemüht, aus dieser Erkenntnis die Konsequenzen zu ziehen. Keine Zeit steht… Christus näher oder ferner als eine andere. Das ist christlich evident, sobald man die Entscheidung, von der hier gesprochen wird, tief genug ansetzt, also z.B. sich darüber klar wird, dass die scheinbar gesicherte Christlichkeit des Mittelalters dafür ein ebenso großes Hindernis sein kann, wie die anscheinende Gottesferne der Gegenwart. Christus tritt jeder Zeit als der entgegen, der ihr deutlich macht, dass sie von sich aus Gott fern und in der Sünde steht. So soll sie sich selbst aufgeben um ihn und erst in ihm ihr eigentliches Selbst zu gewinnen“ (28).
In der Eucharistie gibt Jesus sich selbst in den Zeichen von Brot und Wein, wobei Brot die alltägliche Nahrung in der Antike war, Wein dagegen der Mahlzeit einen festlichen Charakter gab. Insofern weisen Brot und Wein auch auf die präsentische und die eschatologische Dimension der Eucharistie hin und gehören untrennbar zusammen.
Es gibt nun praktische Gründe dafür, dass im Mittelalter allmählich die Kelchkommunion verschwand und diese praktischen Gründe haben bis heute für viele Gottesdienste Bestand. Ich bin aber dankbar, dass wir in unserer Gemeinschaft die Kommunion unter beiden Gestalten empfangen können und wundere mich manchmal, dass diejenigen, die die Mundkommunion bevorzugen, fast immer den Kelch verweigern. Verstehen kann ich das nicht.
Neulich schrieb mir eine Bekannte ein schönes Bild für unser Tun als Christen. Es ist wie mit einer Photovoltaikanlage, deren Strom eingespeist wird und dann z.B. für ein Elektroauto dient, mit dem ein Schwerkranker besucht wird. Alles, was wir in Christus tun, wird eingespeist in seinen Lebensstrom, vorausgesetzt natürlich wir speisen es ein, d.h. wir dienen und geben uns hin. Was wir für uns behalten, ist wie Strom, der zwar produziert, aber nicht verbraucht wird.
Vorgestern hatten wir Besuch von einem orthodoxen Juden, der in England in der zionistischen Bewegung aktiv war und mit Frau und sieben Kindern nach Israel ausgewandert ist. Er meinte, dass eigentlich alle Juden in Israel leben sollten, denn die Gebote Gottes wäre für dort erlassen und nur dort zu halten. Natürlich feierten Juden auch in der Diaspora den Sabbat und hielten die Speisegebote, aber sie täten das, um sich für ein Leben im heiligen Land vorzubereiten.
Ist das nicht auch bei uns Christen so? Die Lebensordnung, die das Neue Testament uns vorgibt, ist die Lebensordnung des Himmels, sie übersteigt unsere Möglichkeiten unendlich (man denke nur an die Bergpredigt), aber dennoch bemühen wir uns, sie schon in dieser Welt - wenn auch nur unvollkommen - einzuüben.
Fest der Verklärung des Herrn
Die Verklärung geschieht „nach sechs Tagen“, d.h. nach der Schöpfung, denn um den verklärten Jesus zu sehen, muss man diese Welt übersteigen. Dann wird man wie die Apostel nur noch Jesus sehen, denn die gesamte Heilige Schrift wird in ihm zu einer Schrift geworden sein.
Als Tischlektüre lesen wir zur Zeit von Andreas Kappeler, Kleine Geschichte der Ukraine in der Ausgabe von 1996. Ich finde es gut, von diesem Buch über die wichtigsten Ereignisse und Zusammenhänge der ukrainischen Geschichte informiert zu werden, ohne dass die ganz aktuellen Ereignisse den Blick trüben, es geht wirklich um Geschichte und das, obwohl es „kleine Geschichte“ heißt, sehr detailliert und wie mir scheint ausgewogen. Mir war nicht klar, wie viele Völker in der Ukraine lebten und ihr Geschick bestimmten und wie selten das Land ein unabhängiger Staat war. Allerdings wird mir auch klar, ein wie vitates Interesse Russland an diesem Gebiet hat bzw. haben muss. Was natürlich keine Rechtfertigung ist für alles, was dort zur Zeit geschieht.