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Blog von Schwester Christiana

09. Oktober 2023
Noch ein Text von Papst Benedikt aus seiner frühen Zeit, der aber auch für diese Wochen, in denen die Synode in Rom stattfindet, sehr aktuell  ist:
„Erneuerung ist Vereinfachung. Aber dann darf man nicht vergessen, dass es zweierlei Einfachheit gibt: es gibt die Einfachheit der Bequemlichkeit, die eine Einfachheit des Dürftigen, ein Mangel an Reichtum, an Leben und an Fülle ist. Und es gibt die Einfachheit des Ursprünglichen, die der wahre Reichtum ist. Erneuerung ist Vereinfachung, nicht im Sinne des Abschneidens und Zerkleinern, sondern Vereinfachung im Sinne des Einfachwerdens, der Hinwendung zu jener wahren Einfachheit, die das Geheimnis des Lebendigen ist. Sie ist Hinkehr zu jener Einfachheit, die im letzten ein Echo ist der Einfachheit des einen Gottes. In diesem Sinne einfach zu werden – das wäre die eigentliche Erneuerung für uns Christen, für jeden einzelnen von uns und für die ganze Kirche“ (Joseph Ratzinger, Das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie, Düsseldorf 1972, 106).
06. Oktober 2023

Noch ein Nachtrag zu meinem vorigen Blog: „Liturgie hat nicht den Sinn, uns schaudernd und ahnungsvoll mit dem Gefühl des Heiligen zu erfüllen, sondern uns mit dem schneidenden Schwert des Wortes Gottes zu konfrontieren; sie hat nicht den Sinn, uns den festlich-schönen Rahmen zu liefern für stille Einkehr und Besinnung, sondern uns einzufügen in das Wir der Kinder Gottes... Zu wissen, wie Gregor der Große es gehalten hat, ist wertvoll, aber kein zwingender Grund dass es heute wieder so sein müsse. Mit diesem Archaismus aber hat man sich doch vielfach den Sinn für das Legitime, das auch in späteren Entwicklungen liegt, verbaut und den Geschmack einer Periode dogmatisiert, der ehrwürdig ist, aber so wenig allein seligmachend wie irgend ein anderer Geschmack auch“ (Joseph Ratzinger, das neue Volk Gottes. Entwürfe zur Ekklesiologie, Düsseldorf 1972, 135-137).

04. Oktober 2023

Heute mal eine Eigenwerbung. Ich habe ein neues Buch geschrieben, es ist in gewisser Weise ein "Abfallprodukt" des großen Psalmenkommentars, an dem ich zusammen mit Schwester Theresia arbeite. Ich spare mir hier die Inhaltsangabe, sie finden weitere Informationen in unserem hier.

02. Oktober 2023

Das Manna muss man jeden Tag neu sammeln, sonst kommen Würmer heraus (vgl. Ex 16,19f). Unser Manna ist das Wort der Bibel. Man kann Kommentare zur Bibel lesen und wenn sie gut sind, sind sie eine Hilfe,  aber kein Kommentar kann mir die eigene Schriftlesung ersetzen, die unter der Frage steht: Herr, was willst du heute sagen? Und: Was willst du mir ganz persönlich sagen? So sehr ich die Kirchenväter lieben, gilt das Gesagte auch für sie. Wir müssen die Tradition der Kirche rezipieren, um in der ganzen Fülle des Katholischen zu stehen und zusammen mit den Christen aller Zeiten zu glauben, aber das ist kein Ersatz für eine eigene lebendige Beziehung zu Christus.

02. Oktober 2023

Auf unserer Homepage steht als ein Kriterium für eine Frau, die prüfen will, ob sie zu einem Leben in unserer Gemeinschaft berufen ist: „Freude am Leben“. Das war mir nicht bewusst und hat mich sehr berührt, ja beschäftigt mich seit Tagen. „Freude am Leben“ heißt es dort, nicht „Freude am Glauben“, was man vielleicht eher erwarten würde und was auch nicht schlecht ist, sondern „Freude am Leben“. Was bedeutet das, was gehört dazu?
Freude an der Natur
Freude am Lernen
Freude an Musik, Kunst und Literatur
Freude an Arbeit
Freude am eigenen Körper
Freude am Essen
Freude am Kontakt mit anderen Menschen...
Man könnte noch ganz viel aufzählen und ich habe bewusst zunächst nichts aufgezählt, was unmittelbar zum Glauben gehört.
Freude am Leben ist ungeheuer wichtig, denn sie ist die Voraussetzung für Dankbarkeit. Wer keine Freude am Leben hat, hat keinen Grund zu danken und damit auch keinen Grund Eucharistie zu feiern.
Aber: Auch Freude kann man üben, das nennt man im weitesten Sinn Kontemplation.

27. September 2023

Oft erschöpft mich das Vielerlei meiner Aufgaben und ich denke, es geht anderen ähnlich. Früher hatten wir mehr Arbeit, vor allem mehr monotone Arbeit, aber wir hatten nicht so viel Verschiedenes zu erledigen, konnten es auch gar nicht, weil jede einzelne Arbeit länger dauerte. Jetzt weiß ich oft schon in der Mitte des Tages nicht mehr, was ich am Morgen getan habe, der Tag zerfällt in lauter Splitter. Die einzige Rettung, die es gibt, ist diese Splitter zusammenzufügen und sie zu einer Einheit zu machen durch das Wissen: Herr, ich tue alles für Dich. Dann sind es nicht mehr 10 Emails, drei Telefonate und 5 Gespräche, sondern nur noch der eine Dienst. Und dann wächst die Freude.