Blog von Schwester Christiana
Gestern fand bei uns eine Veranstaltung statt, bei der Texte von Madeleine Delbrel besprochen wurden. Ich habe die Texte zwar selbst zusammengestellt, doch im Gespräch mit den Teilnehmern leuchteten mir manche Aussagen ganz neu auf. Zunächst einmal die Zeitanalyse, die leider auch für unsere Zeit gilt: „Wir verkünden keine gute Nachricht, weil das Evangelium keine Neuigkeit mehr für uns ist, wir sind daran gewöhnt, es ist für uns eine alte Neuigkeit geworden.“ - „Wenn wir von Gott reden, bereden wir eine Idee, statt eine erhaltene, weiterverschenkte Liebe zu bezeugen.“ - „Wir verteidigen Gott wie unser Eigentum, wir verkünden ihn nicht wie das Leben alles Lebens. Wir sind keine Erklärer der ewigen Neuheit Gottes, sondern Polemiker, die eine Lebensanschauung verteidigen, welche überdauern soll.“
Das entspricht genau dem, was man heute „ekklesialen Atheismus“ nennt: Menschen arbeiten in der Kirche, entwickeln Pastoralpläne oder geben Religionsunterricht, ohne dass Gott eine Rolle spielt, weder für das, was sie tun noch für ihr eigenes Leben.
Dazu sagt Madeleine Delbrel: „Der lebendige Gott ist kein ungeheures, umwerfendes Glück mehr.“ - „Verloren muss man sich wissen, dann will man gerettet werden. Wer das schmale Evangelienbuch nicht mit der Entschlossenheit eines Menschen ergreift, dem eine einzige Hoffnung verbleibt, wird es weder entziffern noch dessen Botschaft empfangen.“ - „Und die Nachricht betrifft eine Sache, die gerade jetzt vor sich geht, ein Ereignis, das unterwegs ist. Sie ist kein Unterricht über alte Geschichten, sondern eine Information über unsere Zeit, eine neueste Nachricht.“ (Die zitierten Texte stammen alle aus M.Delbrel, Wir Nachbarn der Kommunisten. Diagnosen (1975).
Vielleicht interessiert den einen oder anderen ein neues Buch, an dem ich mitgewirkt habe und das mir sehr wichtig ist: „Urworte des Evangeliums“. Nähere Informatione hier.
Zu diesem Buch wird es am Samstag, den 1. Februar 2025 um 14:00 Uhr eine Veranstaltung in der Aula der Kölner Hochschule für katholische Theologie, Köln, Gleueler Straße 262-268 geben, zu alle Interessierten eingeladen sind. Folgendes Programm ist vorgesehen:
Vortrag von Abt Dr. Maximilian Heim OCist (Stift Heiligenkreuz)
„Erneuerung der Kirche – eine Jahrhundertaufgabe“
Vorstellung des Buchs „Urworte des Evangeliums“
Gelegenheit zu Begegnung mit den Herausgebern und Autoren
Email:
Telefon: +49 2131 6635055
Zur Zeit wird uns, was Jesu meint, wenn er sagt: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie missbrauchen“ (Mk 10,42), in vielen Ländern brutal vor Augen geführt. Überall sehen wir Regierende, die andere unterdrücken und sich an die erste Stelle setzen. Als Christen dürfen wir nicht von Gegengewalt träumen, sondern müssen voll Vertrauen glauben, dass Segen darin liegt, dem nachzufolgen, der nicht gekommen ist, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. Lernen wir also zu dienen, was gar nicht leicht ist. Der erste Schritt dazu ist, nicht zu verurteilen, sondern für die, die lügen, unterdrücken und die Güter der Welt an sich reißen, besonders zu beten.
Ich gehöre nicht zu denen, die den Klimawandel leugnen, und bin auch der Meinung, dass er weitgehend Folge menschlichen Fehlverhaltens ist. Allerdings glaube ich nicht und hier unterscheide ich mich von denen, für die Umweltfragen geradezu Religionsersatz sind, dass wir Menschen das Weltklima und die Umweltzerstörung in den Griff bekommen werden, weder durch technische Lösungen noch durch Konsumverzicht. Konsumverzicht ist richtig, ja dringend geboten, aber genauso wenig wie wir die Sünde nach dem Sündenfall aus der Welt schaffen konnten, können wir die Folgen unseres falschen Verhaltens der Schöpfung gegenüber rückgängig machen. Erkennen wir endlich unsere Grenzen!
Neulich las ich, dass den Naturwissenschaften zur Zeit dasselbe zustößt wie dem christlichen Glauben: Man verweigert sich ihren Erkenntnissen, sobald diese für die eigene Lebensführung unbequem werden. Evident ist das beim Klimawandel.
In der Benediktusregel gibt es die Weisung: „Nach einem Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückkehren.“ Benedikt will die Hochherzigkeit, die die anderen akzeptiert, wie sie sind, auch wenn sie mir fremd sind. Die Rückkehr zum Frieden bedeutet nicht den Verzicht auf eine eigene Meinung, auch wenn ich zum Frieden zurückkehre, bleiben unter Umständen die Meinungsverschiedenheiten. Aber es bedeutet, den anderen Menschen als geliebte Schwestern oder geliebten Bruder zu sehen. Oft ist der beste Ausdruck dieser Liebe das Gebet füreinander.