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Blog von Schwester Christiana

13. Januar 2025

In der Benediktusregel gibt es die Weisung: „Nach einem Streit noch vor Sonnenuntergang zum Frieden zurückkehren.“ Benedikt will die Hochherzigkeit, die die anderen akzeptiert, wie sie sind, auch wenn sie mir fremd sind. Die Rückkehr zum Frieden bedeutet nicht den Verzicht auf eine eigene Meinung, auch wenn ich zum Frieden zurückkehre, bleiben unter Umständen die Meinungsverschiedenheiten. Aber es bedeutet, den anderen Menschen als geliebte Schwestern oder geliebten Bruder zu sehen. Oft ist der beste Ausdruck dieser Liebe das Gebet füreinander.

10. Januar 2025

Ich schaue auf dieses Jahr mit  Freude und Erwartung. Nicht weil ich Pläne habe, auf die ich mich jetzt schon freue, sondern im Gegenteil: Weil 2025 endlich einmal ein Jahr ist, wo im Januar mein Terminkalender noch ziemlich leer ist. Wir haben in der Gemeinschaft kein Bauvorhaben, es sind keine strukturellen Veränderungen geplant, ich sehe noch keine schwierigen Gespräche auf mich zukommen und persönlich habe ich auch noch nichts Größeres geplant. Diese Offenheit erfüllt mich mit Freude, wobei ich nicht denke, dass es ein ruhiges, wenig anstrengendes Jahr werden wird (warum sollte es das werden?), wohl aber fühle ich mich frei , voll Spannung zu erwarten, was der Herr mit mir vorhat.

06. Januar 2025

„Der Stern ist nur für die Weisen sichtbar, im Einflussbereich des Herodes wird er unsichtbar, erst im Zugehen auf Christus wird er wieder sichtbar und zeigt den Weg. So ist der Stern der Weg, der Weg aber ist Christus (vgl. Joh 14,6), denn Christus ist „der hell leuchtende Morgenstern” (Offb 22,16). Mit seinem eigenen Licht weist er auf sich hin“ (nach: Ambrosius, Lukaskommentar 2,45). 

01. Januar 2025

Ein gesegnetes Neues Jahr!
Was bedeutet das - „ein gesegnetes Jahr“? Es wäre ein Jahr, in dem ich
- Gott wichtiger nehme als mich selbst
- mehr lobe und danke als klage und bitte
- die Heilige Schrift neu und tiefer verstehe
- zum Frieden beitrage
- nicht meine Ansichten verkünde, sondern Zeugnis gebe
- mir von den Gütern dieser Welt nur das nehme, was ich wirklich brauche
- den anderen ihr Anders-Sein lasse 
- mich an den Menschen, denen ich begegne, freue
- in der Liebe wachse.
Möge Gott das Jahr segnen!

31. Dezember 2024

In den Psalmen wird gebetet: „Zeige uns, Herr, deine Gnade, und gib uns dein Heil“ (Ps 85,8). Diese Bitte wurde erfüllt, als Simeon Jesus in seine Arme nahm und sagte: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen“ (Lk 2,29f).
„Gib uns dein Heil“ meint also: „Gib uns Jesus“, denn Jesus ist das Heil Gottes in Person. Auch in unserem persönlichen Leben muss sich diese Bitte erfüllen. Augustinus schreibt: „Gib uns deinen Christus, in ihm ist nämlich deine Gnade. Auch wir wollen sagen: Gib uns deinen Christus. Zwar hat uns Gott schon seinen Christus gegeben, dennoch wollen wir immer noch zu ihm sagen: Gib uns deinen Christus, weil wir auch zu ihm sagen: 'Unser tägliches Brot gib uns heute’ (Mt 6,11). Denn wer ist unser Brot, wenn nicht er, der sagte: 'Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist’“ (Joh 6,41).
Doch man sollte keine schönen Worte machen, auch und gerade im Glauben nicht. Haben wir Jesus gesehen? Ja und nein. Den irdischen Jesus nicht, den beim Vater Erhöhten auch nicht, jedenfalls nicht mit unseren leiblichen Augen. Doch mit den Augen unseres Herzens können wir ihn sehen - wenn auch nur in seltenen Augenblicken. Erst für das ewige Leben, wenn „wir ihm ähnlich sein werden“ ist uns verheißen, dass „wir ihn sehen werden, wie er ist“ (1 Joh 3,2). Ich glaube allerdings, dass ich ihn auch jetzt sehen kann - in dem Maß, in dem ich ihm ähnlich bin. Dieses Maß zu vergrößern, könnte eine Aufgabe für 2025 sein.

29. Dezember 2024

An den Weihnachtstagen sehen wir auf Karten und in Krippen immer wieder eine Mutter mit Kind. Wir sehen die Würde der Frau, die darin besteht, dass sie ein Kind neun Monate in ihrem Leib tragen, es zur Welt bringen und mit der Milch ihrer Brust ernähren kann.
Ich habe auf diese Würde, die so tief in meine Person eingeschrieben ist, verzichtet bzw. richtiger, Gott hat mich zu einem Leben als Benediktinerin berufen und mit dieser Berufung gefordert, dass ich darauf verzichte, Mutter zu werden. Die Freude, die mir meine Berufung schenkt, ist größer als dieser Verzicht, aber dennoch ist es ein bleibender Schmerz, keine Kinder und Enkelkinder zu haben. Heute gibt es viele Menschen, die keine Kinder wollen. Wirklich verstehen kann ich sie nicht, ja ich glaube, der Widerstand gegen Ehe und Elternschaft macht indirekt auch unsere Lebensform schwierig. Nicht nur weil es wenig Kinder gibt - das sicher auch -, sondern weil eine Berufung zum zölibatären Leben immer mit der Hochschätzung von Ehe und Elternschaft verbunden sein muss.