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Integralismus

Im Moment gewinnt eine Idee zunehmend an Bedeutung, die sich katholisch nennt, aber meines Erachtens am Wesen der Botschaft Jesu vorbeigeht, der sogenannte „Integralismus“. Darüber lesen wir bei dem Zisterzienser Edmund Waldstein:
„Der katholische Integralismus ist eine Denktradition, die die liberale Trennung der Politik von der Sorge um das Ziel des menschlichen Lebens ablehnt und festhält, dass politische Herrschaft den Menschen auf sein Endziel hinzuordnen hat. Da der Mensch jedoch sowohl ein zeitliches als auch ein ewiges Ziel hat, hält der Integralismus fest, dass es zwei Gewalten gibt, die ihn beherrschen: eine zeitliche Gewalt und eine geistliche Gewalt. Und da das zeitliche Ziel des Menschen seinem ewigen Ziel untergeordnet ist, muss die zeitliche Gewalt der geistlichen Gewalt untergeordnet sein.“
Das klingt fromm, trotzdem gehen diese Theorie am Wesentlichen des Christentums vorbei, an der Ohnmacht des Kreuzes auf der einen Seite und an der Allmacht Gottes auf der anderen Seite, der unsere Hilfe nicht braucht, um seinen Willen durchzusetzen. Und sie verkennt die Dynamik menschlichen Machtwillens, der immer über kurz oder lang zum Götzendienst wird.