Gabe
Wir Christen glauben, dass alles, aber auch wirklich alles, Geschenk ist. Das gilt schon innerhalb der göttlichen Dreifaltigkeit, denn Gott ist in sich Gabe, Hingabe, Geschenk. Der Vater ist Vater in der ewigen Hingabe an den Sohn, sein ganzer Reichtum besteht darin, alles an den Sohn wegzugeben: „Dem Sohn ist alles vom Vater übergeben“. Der Sohn wiederum gibt dem Vater alles Empfangene im Gehorsam zurück und der Heilige Geist ist das Geschenk beider in Person.
Wir Menschen sollen in diese Hingabe eintreten, und solange wir das verweigern, bleibt die Welt von Selbstsucht und Hass geprägt. Verheißen ist uns aber, dass im ewigen Leben alles nur noch Hingabe sein wird. C.S.Lewis schreibt, dass jeder dort auf ewig damit beschäftigt sein wird, an alle anderen zu verschenken, was er selbst empfangen hat. In dieser Selbsthingabe rühren wir an den Rhythmus des Seins: „Von der höchsten Stufe bis zur untersten gilt: das Selbst ist dazu da, hingegeben zu werden, und durch diese Hingabe wird es nur desto mehr es selbst, um daraufhin wieder um so mehr sich hinzugeben – und so fort... Was außerhalb dieses „Systems“ der Selbsthingabe liegt, das ist weder die Erde noch die Natur noch das durchschnittliche Leben – sondern einzig und allein die Hölle“. Lewis vergleicht unser Leben mit einem Ballspiel, das gestört ist, weil wir den Ball behalten statt ihn weiterzuwerfen. Leben wie Gott es sich für uns vorgestellt hat, besteht darin, den Ball weiterzuwerfen, so dass er zwischen uns allen hin und her fliegt. Und wenn dann Gott selbst das Spiel anführt, „indem er in der Erschaffung sich selbst seinen Geschöpfen schenkt und wiederum an sich selbst zurückgibt in der Opferung des Logos – dann lässt in der Tat der ewige Tanz 'den Himmel versinken in den Entzückungstraum des Einklangs'. Alle Schmerzen und alle Freuden, die wir auf Erden kannten, sind frühe Einübungen in die Schrittweisen dieses Tanzes“ (aus: C.S. Lewis, Über den Schmerz).