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Drohbotschaft

Manchmal frage ich mich, ob wir Gott nicht mit unserer Verkündigung in unzulässiger Weise vereinnahmen. Natürlich fällt mir das vor allem bei anderen auf, aber vermutlich tue ich oft dasselbe. Unsere Kirche ist ganz und gar von dem Wort geprägt, dass das Evangelium keine Drohbotschaft, sondern eine Frohbotschaft ist (ich kann es schon fast nicht mehr hören) und viele Seelsorger versuchen, diese Frohbotschaft mit Gesten und Worten, die die Liebe, Güte und Treue Gottes betonen, zu verkünden. Dabei entsteht leicht, der Eindruck, dass sie selbst, die Gläubigen, die sie ansprechen und die Kirche überhaupt eindeutig auf der Seite Gottes stehen und genau wissen, was er will, nämlich Frieden, Glück für alle Menschen, Versöhnung oder sogar ganz konkret „dass die Mächtigen dieser Welt umkehren und wirklich für das Wohl der Menschen eintreten“. 
Es ist richtig, dass Gott das Heil aller Menschen will und dass wir in Christus den Vater um alles bitten dürfen. Aber wir sind nicht nur in Christus, sondern leider auch oft weit weg von ihm, und dass die Welt ist, wie sie ist, ist Folge unserer Sünde. Wir stehen nicht nur auf der Seite Christi, sondern leider auch auf der Seite derer, die die Welt zerstören und müssen Gott um Vergebung bitten, darum dass er uns nicht ganz und gar den Folgen unserer Schuld überlässt. Ja, Gott will das Heil aller Menschen, aber dieses Heil besteht darin, dass Jesus uns einen Weg durch den Tod hindurch eröffnet hat. Er hat uns weder ein ruhiges und friedliches Leben versprochen, noch dass wir nicht gewaltsam sterben.