Tragen
In den Abschiedsreden sagt Jesus zu seinen Jüngern: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen“ (Joh 16,12). Dieser Satz hat mich gestern den ganzen Tag über begleitet. Das Evangelium, die frohe Botschaft, die Wahrheit, die Jesus selbst ist, ist nicht nur etwas Aufbauendes. Leichtes, Beschwingtes, sondern auch etwas, was getragen sein will. Die Jünger können es erst „tragen“, nachdem sie Zeugen von Tod und Auferstehung geworden sind und den Geist empfangen haben. Warum wundern wir uns da, dass so viele Menschen, die Botschaft (noch) nicht tragen können? In einem Seminar sagte vor einigen Tagen ein ständiger Diakon, er mache oft die Erfahrung, dass dieselbe Lesung die Zuhörer in zwei Gruppen spaltet: Die einen hören nur die Last, die sie nicht tragen können oder wollen, d.h. den moralischen Appell, während die anderen das an sie persönlich gerichtete Wort des Auferstandenen hören und sich darüber freuen.