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Papst 3

Der Begriff „Charisma“ wird verschieden verwendet. Zunächst sind damit die Gaben gemeint, die jeder Mensch von Gott bekommen hat, nicht für sich selbst, sondern für die anderen. Das können sehr stille Gaben sein: die Gabe zuzuhören, die Gabe ohne großes Aufhebens Dinge aufzuräumen, die Gabe, etwas geduldig zu ertragen. Oder auch auffälligere Gaben wie die Gabe zu leiten oder zu lehren. 
Wenn man aber von jemandem sagt, er sei ein Charismatiker oder fordert, der neue Papst müsse ein Charismatiker sein, dann ist in der Regel die Fähigkeit gemeint, andere mitzureißen, also nicht nur zu lehren, sondern aufhorchen zu lassen, vielleicht sogar Showmaster-Qualitäten zu haben.
Aber muss Papst Leo XIV in diesem Sinn ein Charismatiker sein? Ich bezweifle das, denn das Papsttum ist ein Amt, kein Charisma. Von einem Amtsträger verlangt man vor allem, „dass er sich als treu erweist“ (1Kor 4,2), d.h. sich um keine menschlichen „Gerichte“ kümmert, sondern allein das Wort Gottes und die Lehre der Kirche als Maßstab nimmt. Wenn er das tut, wird er ein guter Papst sein.