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Tagebuch (37)
Heute hat Schwester Paula ihre zeitliche Profess abgelegt. Eine Profess ist die Übergabe des ganzen Lebens an Christus. Insofern ist es eigentlich ein Widerspruch in sich, die Profess zunächst für drei Jahre abzulegen. Man kann sich Christus nur ganz und für immer schenken und genau das hat Sr. Paula heute getan.
Was ist eine Profess? Eine Profess ist kein Versprechen. Ein Versprechen kann man halten und erfüllen, und wenn man es erfüllt hat, ist man wieder frei. Die Profess ist kein solches Versprechen, denn man kann sie nie erfüllen, sondern nur darauf hinwachsen, Christus immer mehr zu gehören.
Auch wenn die Profess in sich kein Versprechen ist, gehört zur ihr als ein Bestandteil unter anderen auch ein Versprechen, das Versprechen von Beständigkeit, klösterlicher Lebensführung und Gehorsam (also nicht wie in anderen Orden das Versprechen von Armut, Jungfräulichkeit und Gehorsam). Genauso wichtig, ja vielleicht noch wichtiger ist der Hymnus (das sogenannte „Suscipe“), in dem Schwester Paula Gott feierlich gebeten hat: „Nimm mich auf, o Herr nach deinem Wort, dann werde ich leben, enttäusche mich nicht in meiner Hoffnung.“
Bei uns gehört zur zeitlichen Profess auch die Fußwaschung durch die Äbtissin. Wie diese unter den jetzigen Bedingungen vor sich ging, illustriert das - nicht ganz ernst gemeinte - Bild:
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Wir waren in vielerlei Weise vernetzt, privat, beruflich und global. Auf einmal sind wir zurückgeworfen auf uns selbst - der Einzelne, aber auch jedes Land. Auf einmal erkennen wir wieder den Wert einer gewissen Autarkie. Innerlich und äußerlich, geistig und auf Güter bezogen. In Zeiten wie der unsrigen ist es ein Wert, aus dem zu leben, was im Nahbereich vorhanden ist und sich daran zu freuen.

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Ich frage mich manchmal, ob meine Generation, also die Generation der 50-70jährigen, nicht sehr privilegiert ist. Wir haben weder den Krieg noch die Nachkriegszeit erlebt, wir kennen keinen Hunger, keinen Mangel, wir wurden groß in der Zeit des Wirtschaftswunders, als jeder Konsum möglich war. Die Älteren haben den Krieg und die Nachkriegszeit durchgestanden und sterben jetzt möglicherweise einen einsamen Tod im Krankenhaus. Und wird es in der Welt der jetzt 20jährigen noch all das geben, was wir hatten?
Damit dieses Tagebuch heute nicht ganz so negativ klingt, möchte ich Sie auf das Gedicht „Daheimbleiben“ von Eugen Roth hinweisen. Eine Leserin dieses Tagebuchs machte mich als Antwort auf meinen Eintrag von vorgestern darauf aufmerksam. Ich weiß nicht, ob ich Probleme mit dem Urheberrecht bekomme, wenn ich es hier zitiere, deshalb lasse ich das, aber Sie können es im Internet leicht finden, z.B. unter:
https://hildegardlewi.wordpress.com/2015/04/22/mit-fremden-federn-9/
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Bei dem, was ich heute schreibe, höre ich schon das spöttisch-triumphierende Lachen mancher meiner Mitschwestern. Ich frage mich seit der Corona-Pandemie, ob es nicht sinnvoll ist, wie früher Vorräte anzulegen. Bisher habe ich immer dagegen gekämpft, dass wir in Mariendonk alles Mögliche lagerten („für Notfälle“) und hielt das für eine Marotte der Kriegsgeneration oder für eine Neigung zum Messietum. Wir konnten doch alles Nötige Woche für Woche kaufen und jede Lagerhaltung macht schließlich Arbeit in der Bewirtschaftung. Doch jetzt zeigt sich, dass es, will man nicht in schwieriger Zeit zu Hamsterkäufen gezwungen sein, sinnvoll ist, bestimmte lebenswichtiger Güter im Vorrat zu haben.
Eine weitere Frage, die ich mir und uns stelle, ist, ob wir in unseren Gemüsegarten wieder mehr anpflanzen sollen. In den letzten Jahren haben wir uns auf Salat und Obst beschränkt, dieses Jahr wollen wir auch wieder Gemüse anbauen.
Allerdings weiß ich auch, dass es mit der Vorsorge so eine Sache ist. Wenn als nächstes ein Atommeiler explodiert, brauchen wir eher Jodtabletten als Desinfektionsmittel. In diesem Fall ist ein Gemüsegarten auch keine Hilfe, was die wissen, die sich noch an Tschernobyl erinnern. Letztlich wird man die Zukunft mit aller Vorsorge nicht in den Griff bekommen, was nicht gegen kluges Überlegen spricht. Darüber hinaus aber sollte man sich als Christ an das Wort Jesu halten, der in der Bergpredigt sagte:
„Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn nach alldem streben die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.“
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In den Tageszeitungen gibt es ein Sportredaktion und eine Reisebeilage. Für beides werden weiter Artikel produziert, obwohl es keine Sportveranstaltungen gibt und niemand reist. Ähnlich fühle ich mich auch mit diesem Tagebuch: Ich schreibe, obwohl es aus Mariendonk - zum Glück - wenig zu berichten gibt. In einer großen Tageszeitung wagte ein Redakteur der Reiseredaktion neulich zu schreiben, dass er, wenn er ehrlich ist, gar nicht gerne reist, eine Ansicht, die er bis zur Corona-Krise nicht zu äußern gewagt hatte.
Ich selbst lebe in einem Kloster, in dem Reisen und Wochenendausflüge eher die Ausnahme als die Regel sind. Ich liebe meine Lebensform, trotzdem finde ich Reisen durchaus bereichernd, habe aber für manche Formen der modernen Unrast wenig Verständnis. Meine Theorie lautet, dass eine Fahrt nur sinnvoll ist, wenn man mindestens dreimal so lange am Ziel bleibt wie die Fahrt gedauert hat. Wenn das Ziel eine Tagesreise erfordert, man also für die Hin- und Rückreise zwei Tage braucht, lohnt sich das nur, wenn man sechs Tage am Ziel bleibt. Einen Tag hin, einen Tag dort und einen Tag zurück finde ich persönlich ziemlich sinnlos. Ähnliches gilt auch für Ausflüge: zwei Stunden hin, zwei Stunden zurück und dazwischen zwei Stunden dort ist in meinen Augen Energieverschwendung (im doppelten Sinn!) und ökologisch unverantwortlich.
