Gott ist der eine. Mit diesem biblischen Bekenntnis ist eine höchst anspruchsvolle Aussage über das Wirklichkeitsverständnis des gläubigen Menschen gemacht. Denn wenn Gott der eine ist, dann ist auch die Wirklichkeit eine, dann müssen alle Erfahrungen, Freude wie Leid mit diesem einen Gott in Verbindung gebracht werden. „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen; gelobt sei der Name des Herrn“ (Ijob 1,21). Daraus folgt aber auch: Sobald man diesen Gott ablehnt, zerfällt die Wirklichkeit in eine Fülle von unzusammengehörigen Bereichen und dem Menschen geht die Einheit verloren. Die Menschen, die den Turm zu Babel bauten, wurden zerstreut (vgl. Gen 11,9), das sündige Volk Israel wird ins Exil geführt und es heißt zu Beginn des Psalters: „„Der Herr kennt den Weg der Gerechten, der Weg der Frevler aber verliert sich“ (Ps 1,6). Jeder, der Gott ignoriert, macht irgendwann die Erfahrung, dass sein Weg nirgends hinführt, dass er sich verliert - spätestens im Tod. Im Grunde wird hier keine Aussage über irgendwelche bösen Menschen gemacht, sondern „nur“ über Wege, die sinnlos sind und nirgends hinführen. Und leider sind es ja nicht nur „die anderen“, die solche Wege gehen, sondern immer wieder ertappt man sich selbst dabei, klüger sein zu wollen als Gott, die Kirche und die Heilige Schrift und eigene Wege zu gehen.