Oblatinnen und Oblaten
Unsre Oblaten sind in unser Gebet eingebunden und tragen auch ihrerseits die Anliegen unsrer Gemeinschaft in ihrem Gebet mit, indem sie je nach Möglichkeit eine oder mehrere Tagzeiten unseres Stundengebets dort, wo sie leben, mitbeten.
Oblate oder Oblatin sein – was ist das?!
von Marion Petry (Oblatin von Mariendonk)
Oblaten sind Christen, die ihre geistige Heimat in einem benediktinischen Kloster gefunden und sich durch ihre Oblation an ein Kloster gebunden haben. Ich bin seit dem 02.02.2006 Oblatin und gehöre zum Benediktinerinnenkonvent der Abtei Mariendonk. Mit meinem Versprechen habe ich mich ein Leben lang an diese Gemeinschaft gebunden und versuche, wie es mir im Alltag möglich ist, ein Leben nach der Regel des Hl. Benedikt zu führen. Unsere Oblatengemeinschaft besteht aus 12 Frauen und 3 Männern. Trotz unserer unterschiedlichen Berufe und Lebensweisen sind wir durch unsere benediktinische Prägung miteinander verbunden und leben unseren Glauben im Gebet und in der Stille. Jede und jeder so, wie es ihm oder ihr möglich ist. Wir sind somit keine Sympathiegemeinschaft, sondern möchten in unserem Leben der Sehnsucht folgen, Gott in allem zu suchen und zu verherrlichen. Dabei helfen uns verschiedene, grundlegende Prinzipien, die unten aufgeführt sind, aus der Regel des Hl. Benedikt:
- Begegnung mit Gottes Wort
Für uns Oblaten ist es wichtig jeden Tag in der Hl. Schrift zu lesen und sich mit dem Wort Gottes auseinander zu setzen. Für die Abtei Mariendonk und somit auch für uns ist das Schriftverständnis der Kirchenväter Richtung weisend, die das „Hören" auf die Botschaft Gottes voraussetzt und als wichtigste Grundlage für das Schriftverständnis ansieht. Durch das kontinuierliche Lesen haben wir innerhalb von 3 Jahren die gesamte Hl. Schrift gelesen und für sich erschlossen. Das Lesen der Hl. Schrift ist damit nicht abgeschlossen, sondern jeder darf wieder von vorne beginnen, da Gott uns jeden Tag begegnen möchte. - Chorgebet
Der hl. Benedikt schreibt in seiner Regel, dass dem Chorgebet nichts vorgezogen werden soll. So strukturiert es den Tag und gibt ihm eine geistige Richtung. Die Ordnung und das Maß richtet sich natürlich nach den Lebensumständen jedes einzelnen Oblaten. Das Stundengebet vollziehen wir als Vorbereitung und Weiterführung der Eucharistie und können durch das Beten der Psalmen unser gesamtes Leben vor Gott bringen. Es verbindet uns Oblaten untereinander und mit dem Konvent. Miteinander und füreinander zu beten, schenkt uns Kraft, Vertrauen und Mut diesen Weg mit Gott zu gehen. - Schweigen
Benediktinisches Leben wird wesentlich vom Schweigen geprägt. Schweigen ist aber nicht als Verachtung von Kommunikation zu verstehen, sondern drückt eine innere Haltung aus, die in ihrer Konzentration Gott sucht. Schweigen ermöglicht ein „Hören" auf Gott, selbst, wenn es nur ein Flüstern ist. Im ersten Satz der Regel heißt es: „Höre, mein Sohn, auf die Weisung des Meisters (Christus), neige das Ohr deines Herzens. Nimm den Zuspruch des gütigen Vaters willig an und erfülle ihn durch die Tat." (RB, Prol 1).
Aus diesen drei Prinzipien ergeben sich die anderen Grundregeln Armut, Gehorsam, Demut und Stabilitas unseres benediktinischen Lebens. Nur durch regelmäßige Begegnungen mit Menschen, die den gleichen Weg gehen, wird Gemeinschaft möglich und schenkt uns den Mut und die Kraft für unseren Alltag, unseren Glauben und unser Berufsleben. Ich könnte mir ein Leben ohne meine Gemeinschaft nicht mehr vorstellen. Ich danke Gott, dass er mich in dieses Kloster berufen und eine geistige Heimat geschenkt hat.