Tagebuch (58)
In der alten Kirche war es üblich, dass die Gläubigen sich an den Märtyrergräbern versammelten, um Eucharistie zu feiern. Später wurden über diesen Gräbern große Kirchen errichtet, z.B. St. Peter in Rom. Bis heute werden in den Altar jeder Kirche Reliquien eingemauert. Ich muss zugeben, dass ich mich nie besonders dafür interessiert habe, von welchen Heiligen die Reliquien in unserem Altar sind, vermutlich wußte ich es einmal, vergaß es aber. Gestern hängte unsere Archivarin eine Kopie der Kirchweihurkunde an unser weißes Brett: In unserem Altar sind Reliquien der heiligen Corona! Was ich damit sagen will? Sicher nicht, dass wir nun eine Wallfahrt starten, wohl aber nehme ich wahr, wie kaum beachtete historische Tatsachen auf einmal interessant werden. Plötzlich erinnern sich auch alte Schwestern, dass unsere verstorbene Schwester Corona diesen Namen deshalb bekam, weil sie zur Zeit der Altarweihe eingekleidet wurde. Sie war eine sehr zarte, sensible Schwester, und ich bin froh, dass sie nicht mehr erleben muss, wie ihr Name in so negativem Zusammenhang in aller Munde ist, sie hätte das nicht gut verkraftet.