Tagebuch (40)
Zur Zeit sind zahlreiche Menschen gezwungen, mehr zu schweigen als sonst, weil viele alltägliche Formen der Kommunikation wegfallen, gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Kontakt und nach einem wirklichen Gespräch.
Im Mönchtum ist richtiges Schweigen und richtiges Reden immer ein wichtiges Thema gewesen. In unserer Abtei haben wir ein Dokument „Als Kirche leben. Geistliches Leben in Mariendonk“, in dem es heißt: „In der monastischen Tradition hat Schweigen einen hohen Stellenwert. Es soll zur Haltung des Hörens und der Demut führen. Das Schweigen soll Raum schaffen für die Begegnung mit dem Wort Gottes. Es eröffnet diesen Raum, weil es eine gewisse Distanz zu uns selbst schafft. Schweigen als „nicht reden“ zu definieren, würde den Begriff darum zu eng fassen. Schweigen verlangt von uns, dass wir uns selbst zurücknehmen. Wenn wir selbst nicht mehr im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit stehen, können wir wacher und achtsamer auf den Anspruch des Wortes Gottes hören, das uns nicht nur in der Heiligen Schrift, der Liturgie, dem Gebet und der Lesung begegnet, sondern auch in der Kommunikation mit den Mitschwestern und den verschiedenen Situationen des Alltags und der Arbeit. Schweigen bedeutet keineswegs Verweigerung von Kommunikation.“
Schweigen ist also die Voraussetzung von Hören und damit die Voraussetzung wirklicher Kommunikation. Gespräch, das kein Gerede ist sondern wirkliche Begegnung, führt oft über die menschliche Begegnung zur Begegnung mit dem Herrn. So heißt es von den Emmausjüngern: „Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte. Und es geschah, während sie redeten und ihre Gedanken austauschten, kam Jesus hinzu.“ Und im Markusevangelium lesen wir: „Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie  und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf.“